Hirsche beobachten im Nationalpark

Während der Monate September und Oktober ist die Brunftzeit der Rothirsche. Im Nationalpark ist das etwas Besonderes, da Rothirsche nur in diesem streng geschützten Gebiet ganz ungestört ihr arttypisches Verhalten zeigen. 

© L. Storm
Steppentiere: Haben sie die Wahl, bevorzugen Rothirsche das Offenland als Lebensraum.
Steppentiere: Haben sie die Wahl, bevorzugen Rothirsche das Offenland als Lebensraum.
© L. Zust
Der Nationalpark ist ein selten gewordener Rückzugsort für Rothirsche.
Der Nationalpark ist ein selten gewordener Rückzugsort für Rothirsche.
© J. Reich
Im Schutz der Kernzone können die Rothirsche ihr natürliches Verhalten zeigen.
Im Schutz der Kernzone können die Rothirsche ihr natürliches Verhalten zeigen.

FAQs Hirschbeobachtung im Herbst 

Wie generell beim Beobachten von Tieren gilt auch hier: Rücksicht nehmen und die Tiere beobachten ohne zu stören.


Egal, ob Freizeitjäger oder Berufsförster: Für alle gelten die gleichen Regeln: 
 

  • Beobachten und Fotografieren ist nur vom Weg oder von den Aussichtsplattformen aus erlaubt.
  • Mit einem Fernglas können Sie die Tiere aus einer sicheren Entfernung beobachten. 
  • Parken Sie bitte nur auf ausgewiesenen Parkplätzen und gehen Sie von dort aus zu Fuß ins Gebiet.
  • Ruhig und rücksichtsvoll verhalten, auch gegenüber anderen Naturfreunden.
  • Sperrungen beachten.

Tiere in freier Wildbahn zu entdecken ist immer auch eine Überraschung. Eine Garantie zum Erleben der Tiere gibt es nicht. Grundsätzlich besteht das ganze Jahr über und im gesamten Nationalpark die Chance, Rotwild zu sichten. 

 
  • Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, die Tiere rund um den Darßer Ort von einer der Aussichtsplattformen aus entdecken zu können. Dort streifen die Tiere tagsüber im Schutz der Kernzone, die Menschen außerhalb der ausgewiesenen Wege nicht betreten dürfen, durch Offenland und Schilf.
     
  • Von den Aussichtspunkten der südlichen Boddenküste bei Kinnbackenhagen und Barhöft können mit etwas Glück Rothirsche auf den gegenüberliegenden Inseln beobachtet werden. 
     

Zur Karte mit allen Aussichtspunkten 

Auch zur Brunftzeit sind diese Aussichtsplattformen geeignet, um das Paarungsverhalten des Rotwildes zu beobachten. Das typische, laute Röhren der Rothirsche hört man, je nach Windrichtung, an verschiedenen Stellen im Darßer Wald. 

Die Wege rund um die Buchhorster Maase sind vom 1. September bis Ende Oktober gesperrt.

Für die Rothirsche ist der Nationalpark eines der seltenen Gebiete, in denen sie zur Brunftzeit nicht gestört werden und somit ihr natürliches Verhalten zeigen können. Dazu finden sie sich auf großen, freien Flächen ein. Das sogenannte Kahlwild, die weiblichen Hirsche, bilden große Rudel. Die männlichen Tiere kämpfen um ihr Vorrecht auf Fortpflanzung. 

Die Sperrung des Gebietes um die Große Buchhorster Maase mitten im Darßwald sorgt dafür, dass die Tiere während der Zeit der Brunft weiträumig ausreichend Ruhe finden. Zu dieser Zeit herrscht hier zusätzlich Jagdruhe.

Rotwild gibt es nicht nur im Nationalpark. Deutschlandweit gilt das Rotwild als sogenanntes Standwild. Das heißt, sie haben dort ihren festen Lebensmittelpunkt. Trotz ihrer imposanten Größe schaffen sie es, häufig unentdeckt, durch das Dickicht zu ziehen und sind außerhalb der Wälder selten zu sehen.
 

ABER: Ursprünglich zählen Rothirsche zu den tagaktiven Steppenbewohnern. Zersiedelung, Verkehr, Jagd sowie Forst- und Landwirtschaft haben dafür gesorgt, dass sich das Rotwild in die dunkle Heimlichkeit zurückgezogen hat. Unter anderem wegen der guten Anpassungsfähigkeit ist das Rotwild zwar bisher nicht bestandsgefährdet, gehört aber dennoch zur heimischen Artenvielfalt und prägt typische Biotope in Deutschland. 
 

Das besondere im Nationalpark ist, dass die Tiere in den offenen Dünenlandschaften der Kernzonen durch das strikte Wegegebot für Besucher*innen nahezu ungestört auch tagsüber durch das Offenland streifen. 
 

Der strenge Schutz und die gesetzliche Jagdruhe in diesen Bereichen sorgen dafür, dass die Tiere sich auch am Tage sicher fühlen, solange sie nicht von Wanderern abseits der Wege gestört werden. Für Besucher*innen gilt im Nationalpark ein Wegegebot. 

In Deutschland ist die Zeit der Hirschbrunft von September bis Oktober.
 

Bei kaum einer anderen Tierart zieht das Paarungsverhalten Naturfreunde so in ihren Bann. 

Dabei wirkt nicht der eigentliche Paarungsakt so spektakulär, sondern das Gehabe drumherum. Bei der Hirschbrunft wird laut und kraftvoll gekämpft, bis aufs Äußerste.

Die Paarungszeit der Rothirsche beginnt ca. Mitte September. Die erwachsenen männlichen Rothirsche, die das ganze Jahr über gemeinsam im Rudel unterwegs waren, trennen sich von ihrer Gruppe und suchen die Kahlwildrudel (weibliche Rothirsche) auf. 
 

Dazu finden sie sich zu Brunftplätzen ein. Dort bildet das Kahlwild sehr große Rudel und die erwachsenen männlichen Hirsche kämpfen um den Titel des "Platzhirsches", denn der Stärkste bekommt die Möglichkeit sich fortzupflanzen und seine Gene weiterzugeben. 

Die dominanten Hirsche scharren auf dem Boden und röhren, um ihre Kontrahenten zu beeindrucken. Diese lauten Rufe sind zur Brunftzeit immer wieder im Darßer Wald zu hören. 

Die Brunftzeit ist für die Hirsche sehr anstrengend, da sie während dieser Zeit kaum Nahrung aufnehmen. Im Schutz des Nationalparkes müssen die Hirsche ihre Energie nicht auch noch für die Flucht vor Menschen verbrauchen. 

In Deutschland kommen drei Geweihträger (Cerviden) vor:
 

  • Rothirsch
  • Damhirsch
  • Reh
     

Ab und zu verirrt sich zwar auch ein einzelner Elch hierher, dieser ist im Gegensatz zu Hirsch, Reh und Damwild aber kein Standwild in Deutschland. Das heißt, es gibt hier keine feste Elchpopulation.
 

Rehe sind keine weiblichen Hirsche. Die drei heimischen Paarhufer stellen jeweils eine eigene Art dar. Auch wenn sie immer wieder verwechselt werden, unterscheiden sie sich im Aussehen.

Rothirsche: 

  • sind die größten heimischen Landsäugetiere
  • wiegen bis zu 250 kg und
  • haben dabei eine Schulterhöhe von 1,20 m - 1,50 m
  • je nach Alter tragen Rothirsche (die männlichen Tiere) ein imposantes, verzweigtes Geweih mit bis zu 14 Enden
  • Namensgeber ist das rotbraune Sommerhaar 
  • Rothirsche werfen ihr Geweih einmal im Jahr ab und entwickeln jedes Jahr ein neues, größeres Geweih mit mehr Verzweigungen (Enden)
  • mehr zum Rothirsch 
     

Damhirsche: 

  • sind deutlich kleiner als Rothirsche
  • haben eine Schulterhöhe von ca. 1 m
  • dabei wiegen sie bis zu 90 kg
  • haben auch im Erwachsenenalter weiße Flecken auf dem Rücken. Markant ist auch der schwarze Aalstrich, der entlang der Wirbelsäule verläuft.
  • gibt es relativ häufig in verschiedenen Farbvariationen: von ganz Dunkelbraun bis Weiß 
  • männliche Damhirsche werden auch Schaufler genannt, da ihr Geweih, anders als das der Rothirsche, breit und abgeflacht ist 
  • männliche Damhirsche werfen ihr Geweih einmal im Jahr ab und entwickeln jedes Jahr ein neues, größeres Geweih mit mehr Verzweigungen (Enden)
  • weibliche Damhirsche (Kahlwild) entwicklen kein Geweih,
  • Damwild wird relativ häufig in Gattern gehalten
     

Rehe:

  • sind die mit Abstand Kleinsten
  • wiegen nur bis zu 30 kg und wirken im Vergleich zu Damhirschen und Rothirschen "zarter"
  • ihr Geweih ist, auch in Relation zu ihrem Körper, viel kleiner, als das der Rot- und Damhirsche
  • männliche Rehe (Böcke) werfen ihr Geweih jedes Jahr ab und entwickeln ein neues, größeres Geweih mit mehr Verzweigungen (Enden) 
  • weibliche Rehe (Ricken) haben kein Geweih
  • im Sommer ist ihr Fell leuchtend rotbraun und im Winter graubraun
  • leben, anders als Damhirsche und Rothirsche, nicht in Rudeln. Vor allem Böcke sind Einzelgänger. Ricken sind oft mit ihren Kitzen (auch aus dem Vorjahr) unterwegs. Im Winter sieht man die Rehe häufig in Gruppen. Eine solche Gruppe von teilweise 20 Rehen nennt man Sprung.

Unter anderem bietet der Förderverein Nationalpark Boddenlanschaft Führungen zur Rothirschbrunft im Darßwald an. 

Natur Natur sein lassen. Dieser Leitspruch des Nationalparkes bedeutet, dass große Flächen vor menschlichen Eingriffen geschützt werden. Weil sich die Natur hier nach ihren eigenen Regeln entfalten darf, sind die einmaligen Lebensräume im Nationalpark bis heute erhalten geblieben. Der Nationalpark bietet den Hirschen einen selten gewordenen Rückzugsort. Die Erlebnisse sind hier nur im Einklang mit der Natur möglich. 

Die Hirschbrunft ist ein besonderes Ereignis und kostet die Tiere kurz vor dem Winter viel Kraft. Auch wenn die Tiere nicht in ihrem Bestand gefährdet sind, so gibt es in Deutschland sehr wenige Gebiete, in denen sie ihr natürliches Verhalten als tagaktives Steppentier ausleben können.


Damit der Nationalpark auch in Zukunft ein Ort bleibt, an dem die Hirsche stressfrei leben können, bitten wir alle Besucher*innen, die Tiere zu beobachten ohne zu stören. Deshalb gilt das Wegegebot und das Nichtbetreten von gesperrten Wegen. 
 

Nicht nur die Hirsche profitieren von der Ruhe, auch für alle Naturbegeisterten und alle kommenden Generationen eröffnet sich so die Möglichkeit, das natürliche Verhalten der großen Geweihträger zu beobachten. 
 

  • Am besten können die Rothirsche auf einer der Führungen des Fördervereins Nationalpark Boddenlandschaft belauscht werden.
  • Auf eigene Faust sind der Rundwanderweg und die Aussichtsplattformen am Darßer Ort und die Plattformen am Pramort und bei Bisdorf geeignet. 
© J. Reich
Der Damhirsch: breite, schaufelartige Geweihstangen und weiße Flecken
Der Damhirsch: breite, schaufelartige Geweihstangen und weiße Flecken
Rehbock im Schilf © Jürgen Reich
Der Rehbock: entwickelt auch im fortgeschrittenen Alter kein so imposantes Geweih
Der Rehbock: entwickelt auch im fortgeschrittenen Alter kein so imposantes Geweih
© J. Reich
Der Rothisch: das größte landbewohnende Säugetier Deutschlands
Der Rothisch: das größte landbewohnende Säugetier Deutschlands