Nationalpark-Infonetz geht in nächste Phase

Auf dem Darß und Zingst entsteht ein neues Informationsnetzwerk für den Nationalpark. Die Ausstellungen und Infopunkte zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft werden in ihren Inhalten, ihrem Design, den möglichen Standorten und mit dem Ziel einer engen gegenseitigen Vernetzung neu gedacht und zeitgemäß auf die Bedürfnisse der Gäste zugeschnitten.

Agenturentwürfe für Darßer Arche © signatur - wissen erleben (li.), Kessler & Co. (re.)
Zwei Agenturentwürfe des Ideenwettbewerbs: links ein ein Ausstellungsraum, der in die Klangwelt der Boddenlandschaft entführt (signatur – wissen erleben) und rechts ein Entwurf der Darßer Arche als doppeltes Schiff mit Aussichtsturm (Kessler & Co.).

Dazu starteten im Herbst 2021 Akteure der Halbinsel mit der Unterstützung von Umweltminister Dr. Till Backhaus ein Projekt, das die vielfältigen Ideen in ein machbares Konzept umsetzen soll. Unter der kooperativen Federführung des Deutschen Meeresmuseums (DMM) und des Nationalparkamtes (NPA) kamen die Initiatoren im Oktober 2021 zu einem Auftaktworkshop zusammen.

Künftig soll die große Themenpalette des Nationalparks als eine Geschichte mit vielen Kapiteln die Besucher auf ihren Touren begleiten, Tag für Tag. Dazu sollen unter anderem kleine Stationen in der Natur entstehen, die den Nationalpark verständlich und fesselnd erklären. Die wichtigsten Knotenpunkte des Netzes bilden weiterhin das NATUREUM Darßer Ort, die Darßer Arche und die Ausstellung in der Sundischen Wiese. Geplante Themen-Routen sollen diese drei Infozentren geschickt mit den neuen, einheitlich gestalteten Wissenspunkten sowie Erlebnispfaden im Freien verbinden. Das ist der Gedanke hinter dem Projekt Infonetzwerk Darß/Zingst, das den gesamten Nationalpark sympathisch und spannend sicht- und erlebbar machen soll. Statt eines einzigen großen Nationalparkhauses ergeben so alle verschiedenen Anlaufpunkte ein inhaltlich und gestalterisch großes Ganzes: Nationalpark verstehen „aus einem Guss“, drinnen und unterwegs.

„Da Urlauber die schöne Natur oft nur als Kulisse wahrnehmen, wollen wir den Gästen ein zusätzliches und qualitativ hochwertiges, sowie leicht zugängliches Angebot präsentieren“, erzählt Annett Storm, Vorsitzende des Fördervereins Nationalpark Boddenlandschaft. „So nehmen sie nicht nur Sand im Schuh, sondern eben auch Wissen mit nach Hause.“

„Da Urlauber die schöne Natur oft nur als Kulisse wahrnehmen, wollen wir den Gästen ein zusätzliches und qualitativ hochwertiges, sowie leicht zugängliches Angebot präsentieren.“

Annett Storm, Vorsitzende des Fördervereins Nationalpark Boddenlandschaft
Das Projektteam des Infonetzwerkes © M. Timm
Das Projektteam Dr. Kristina Koebe (Rotorwerk Project Services), Katrin Wollny-Goerke (meeresmedien), Katrin Bärwald (NPA) und Ines Martin (DMM)

Für die Projektorganisation und Erarbeitung einer Konzeption wurden zwei erfahrene Büros beauftragt. Kristina Koebe (Rotorwerk Project Services) und Katrin Wollny-Goerke (meeresmedien) verfügen bereits über langjährige Erfahrungen mit der Planung ähnlicher Informationsangebote für Nationalparke und zur Projektsteuerung. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, ein Informationsnetz zu entwickeln, das mit den personellen und finanziellen Kapazitäten der Partner langfristig betreibbar ist und Optionen der Erweiterung mit zusätzlichen Kapazitäten mitdenkt.
 

In den letzten eineinhalb Jahren entwickelten die Projekt-Akteure auf mehreren Workshops Ziele dieses Vorhabens. Des Weiteren erarbeiteten drei Agenturen im Rahmen eines ausgerufenen Ideenwettbewerbs spezifische Inhalte und Themen und gestalteten Entwürfe für die jeweiligen Knotenpunkte. Einer der gestalterischen Favoriten war beispielsweise ein Entwurf der Darßer Arche als Doppelschiff mit Aussichtsturm der Agentur Kessler & Co. Auch der Vorschlag von signatur – wissen erleben, in einem Raum die Klangwelt des Nationalparks erlebbar zu machen, fand bei der Jury großen Anklang.

Geplant ist, dass jeder künftige Standort durch seine Lage und besondere Inhalte den Nationalpark aus einer anderen Perspektive thematisieren soll. So könnten zum Beispiel die Meereswelten am NATUREUM als Außenstelle des Deutschen Meeresmuseums zu entdecken sein und konkrete Fragen zu Renaturierungsprojekten von Mooren und Küstenlandschaften beispielsweise in der Ausstellung Sundische Wiese beantwortet werden. Jeder Punkt bietet andere Naturerlebnisse im Umfeld, deren Geheimnisse die Wissenspunkte veranschaulichen können. Einen guten Überblick über das ganze Schutzgebiet könnte der Standort Darßer Arche bereithalten.

Damit die Besucher die attraktiven Punkte finden und bereits vor dem Ankommen im Nationalpark neugierig und für den Schutz sensibilisiert werden, soll es Ankunfts- oder Abholpunkte in den umliegenden Gemeinden geben. Dazu könnten die Wasserwanderrastplätze zählen, die Seebrücken, aber auch Haltestellen und Parkplätze. Im Rahmen der Konzeptentwicklung ging es daher auch darum, Ideen zu entwickeln, die den Autoverkehr verringern.

Als wichtigste Zielgruppen wurden die interessierten naturaffinen Fahrradfahrer und Wanderer gesehen, aber auch Gäste, die sich noch ohne Vorkenntnisse und mit geringem Naturinteresse durch den Nationalpark bewegen. Auch Angebote für Familien und Kinder und für mobilitätseingeschränkte Gäste sollen ihren Platz finden. Außerdem sollen in Zukunft mehr digitale Angebote für die Besucher verfügbar sein.

„Das war der Durchbruch, damit wir zu einem einheitlichen Konzept kommen. Jetzt müssen wir einen Weg beschreiben, wie es weitergehen soll.“

Umweltminister Dr. Till Backhaus
Minister Backhaus auf der Veranstaltung © M. Timm
Auf die Präsentation folgte eine rege Diskussionsrunde um das weitere Vorgehen zur Finanzierung und Umsetzung des Informationsnetzwerkes.

Nach insgesamt vier Workshops und dem Ideenwettbewerb der Agenturen liegt nun ein großer Strauß an Gestaltungsideen und ein Konzept vor, das Mitte Januar 2023 in der Darßer Arche im Beisein des Umweltministers vorgestellt wurde. Mit Hinblick auf die Präsentation zeigte sich dieser beeindruckt. „Das war der Durchbruch, damit wir zu einem einheitlichen Konzept kommen. Jetzt müssen wir einen Weg beschreiben, wie es weitergehen soll“, zeigte Minister Dr. Backhaus die weitere Richtung an. Im Anschluss an die Konzeptpräsentation diskutierten die Projektpartner weitere Ideen und tauschten Gedanken zur Umsetzung des Projektes aus. Wiederholt kam dabei der Ruf nach einer Prioritätenliste und einem Projektbetreuer für die nahtlos anschließende weitere Koordination auf, bevor es um das Finden von Finanzierungen gehen kann. „Hierfür müssten zusätzliche personelle und finanzielle Kapazitäten geschaffen werden“, forderte Annett Storm.

Das Nationalpark-Infonetzwerk steht jetzt also an einem entscheidenden Punkt, der viel Geschick und neues Denken erfordert. Es ist Kreativität gefragt, um das Projekt in die nächste Phase zu lotsen. Die besten Ideen geben Inspiration für ein einheitliches und ansprechendes Gesamtkonzept, das in den nächsten Schritten umgesetzt werden soll.

Für die bisherige Konzepterarbeitung und Projektkoordination hat das Land Mecklenburg-Vorpommern das Vorhaben bereits finanziell mit 100.000 Euro unterstützt. Sie flossen auch in den Ideenwettbewerb für Agenturen und die Workshops. Die Gemeinden Zingst und Wieck haben ihre Unterstützung im weiteren Verlauf zugesagt, den Anschub zu weiteren Schritten gibt das Nationalparkamt.

Neben einem neugedachten Nationalparkerlebnis für die Besucher vor Ort, könnte das neue Projekt auch Beispielwirkung für andere Regionen entfalten.

Die drei Knotenpunkte sollen künftig besser miteinander vernetzt werden.
Die drei Knotenpunkte sollen künftig besser miteinander vernetzt werden.
Entwurf der Wissenspunkte © K. Bärwald
Beispiele für einen Entwurf der neuen Wissenspunkte
Beispiele für einen Entwurf der neuen Wissenspunkte
Entwurf Moorerlebnispfad © signatur - wissen erleben
Installationen sollen beispielsweise das Moor besser mit den Sinnen erlebbar machen.
Installationen sollen beispielsweise das Moor besser mit den Sinnen erlebbar machen.
© signatur - wissen erleben
Auch ein Moorerlebnispfad war ein Vorschlag des Ideenwettbewerbs.
Auch ein Moorerlebnispfad war ein Vorschlag des Ideenwettbewerbs.

Hintergrund
 

Teilnehmende Projektpartner: Nationalparkamt Vorpommern, Deutsches Meeresmuseum, die Gemeinden und Kurbetriebe Zingst, Wieck und Prerow sowie der Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft und die Deutsche NaturfilmStiftung

Weitere Partner, die inhaltlich anknüpfen, wurden als Jurymitglieder eingebunden: der Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst, das Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL oder informell mit einbezogen, wie z. B. das NABU-Kranichzentrum, die Kurdirektoren von Ahrenshoop und Born.

Projektverlauf:

  • September 2021: Start der Arbeiten
  • 27.10.2021: erster Workshop
  • Nov 2021 - Jan 2022: Einzelgespräche und erster Entwurf des Rahmenkonzeptes
  • 12.01.22: Präsentation und Diskussion auf dem 2. Workshop
  • April 2022: Fertigstellung Rahmenkonzept und Start Interessenbekundung für Ideenwettbewerb
  • Mai 2022: Auswahl von 4 Agenturen durch eine engere Jury
  • 18.05.22: Start Ideenwettbewerb
  • 13. August: Ende Einreichungsfrist der Ideen der Agenturen Kessler&Co, facts&fiction, signatur Wissen und Erleben
  • 18. August 2022: 3. Workshop; Präsentation der Ideen vor der 12-köpfigen Jury und interessierten Partnern, anschließende Jurysitzung und -entscheidung für signatur Wissen und Erleben, Göttingen
  • 27. September 2022: 4. Workshop, mögliche Schritte zur Umsetzung der Ideen, Förderoptionen und weiteres Verfahren
  • Dezember 2022: Vorlage Projektbericht einschließlich der Agenturentwürfe
  • 18. Januar 2023: Präsentation des Konzeptes und Austausch zu weiteren Schritten