Den Nationalpark sichtbarer machen

Mit Spannung erwarteten Akteure des Darß und Zingst das Konzept für ein Nationalpark-Informationsnetz. Vier Workshops und ein Ideen-Wettbewerb legten den Grundstein. Bevor es in die nächste Runde geht, ist ein Ziel bereits erreicht: Der Prozess vereint Akteure der Region.

Gernot Haffner, Leiter des Nationalparkamtes Vorpommern, überreicht das Konzept an Minister Dr. Backhaus. © M. Timm
Gernot Haffner, Leiter des Nationalparkamtes Vorpommern, überreicht das Konzept an Minister Dr. Backhaus.

Am Mittwoch kamen in Wieck die Projektpartner des geplanten Infonetzwerkes des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft zusammen, um sich über den aktuellen Stand des Großprojektes und die weitere Vorgehensweise auszutauschen. Im Saal der Darßer Arche versammelten sich neben dem Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Dr. Till Backhaus auch Vertreter des Deutschen Meeresmuseums (DMM), des Nationalparkamtes Vorpommern (NPA), des Nationalparkfördervereins, des Tourismusverbandes Fischland-Darß-Zingst, der Kurverwaltungen, der Deutschen Naturfilmstiftung, sowie die Bürgermeisterin und Bürgermeister von Wieck, Zingst und Prerow.

Die Stimmung im Saal war optimistisch, die Erwartungen hoch und mit der Hoffnung verbunden, weitere Schritte zu vereinbaren. Eingangs lobte Minister Dr. Backhaus die Bedeutung des Nationalparks und seine Entwicklung. „Das ist schon eine Erfolgsstory.“ Ein Trend, der mit dem Infonetzwerk fortgesetzt werden soll. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Besucher des Nationalparks mit einem guten inhaltlichen Bildungsangebot zu fesseln“, so Gernot Haffner, Leiter des Nationalparkamtes Vorpommern.
 

Das Deutsche Meeresmuseum fungierte als Vertragspartner des Nationalparkamtes und hat den Prozess der Konzeptentwicklung maßgeblich begleitet. „Wir fühlen uns als Teil des Nationalparks und sehen uns als Motor der Entwicklung“ sagte Direktor Andreas Tanschus.
 

Projektkoordinatorin Katrin Wollny-Goerke (meeresmedien) stellte in ihrer Präsentation das Konzept des Informationsnetzwerkes vor. Ziel des Projektes, das vor eineinhalb Jahren ins Leben gerufen wurde, ist es, die drei Ausstellungen Darßer Arche in Wieck, die Sundischen Wiesen und das NATUREUM im Leuchtturm Darßer Ort geschickt miteinander zu verbinden. Neben attraktiven Ausstellungshäusern sollen Wissens- und Ankommenspunkte sowie Routen im und um das Schutzgebiet für den Nationalpark sensibilisieren, spannend informieren und die Punkte geschickt miteinander verbinden. Um alles zusammen in einen gestalterischen Entwurf zu gießen, erarbeiteten drei Agenturen umfassende Ideen. Nun liegt ein Konzept vor, das die Weichen für ein künftiges Infonetz stellt. Darin enthalten sind neben den Agenturentwürfen, die gemeinsamen Ziele der Projektpartner der Region und Optionen für Fördermöglichkeiten. Das Nationalpark-Infonetzwerk steht jetzt an einem entscheidenden Punkt, der viel Geschick und neues Denken erfordert. Es ist Kreativität gefragt, um das Projekt in die nächste Phase zu lotsen. Die besten Ideen geben Inspiration für ein einheitliches und ansprechendes Gesamtkonzept, das in den nächsten Schritten umgesetzt werden soll. Einer der gestalterischen Favoriten war zum Beispiel ein Entwurf der Darßer Arche als Doppelschiff mit Aussichtsturm, Klangräume in den Ausstellungen und ein Moorerlebnispfad im Osterwald. Der Wunsch nach einem digitalen Angebot wurde ebenfalls wiederholt.
 

Mit Hinblick auf die Präsentation zeigte sich Minister Dr. Backhaus beeindruckt, dass in so kurzer Zeit ein Ergebnis vorliegt. „Das war der Durchbruch, damit wir endlich zu einem einheitlichen Konzept kommen. Jetzt müssen wir einen Weg beschreiben, wie es weitergehen soll“, zeigte Minister Dr. Backhaus die weitere Richtung an.
 

In der anschließenden Diskussionsrunde unter den Akteuren wurden weitere Ideen und Gedanken zur Umsetzung des Projektes ausgetauscht. Wiederholt kam dabei der Ruf nach einer Prioritätenliste und einem Projektbetreuer auf. Auch Minister Dr. Backhaus hob die Bedeutung einer Prioritätenliste hervor, bevor es um das Finden von Finanzierungsmöglichkeiten geht. „Der nun anstehende Konkretisierungsschritt bis hin zur Antragsstellung für Förderprojekte benötige eine stabile Prozesskoordinierung. Hierfür müssten zusätzliche personelle und finanzielle Kapazitäten geschaffen werden“, forderte Annett Storm, Vorsitzende des Fördervereins Nationalpark Boddenlandschaft. „Jetzt sei es wichtig in eine Symbiose einzutreten, die auch eine gemeinsame Chance ist“, so Minister Dr. Backhaus abschließend. „Es ist wichtig, dass alle an einem Strang ziehen, um Transformationsprozesse auf den Weg zu bringen“. Dabei forderte er auch die Kommunen auf, sich finanziell an der Umsetzung des Projektes zu beteiligen. Die Gemeinden Zingst und Wieck haben ihre Mitwirkung unmittelbar bekundet.

„Den nächsten Schritt werden jetzt wir als Amt leisten“, versprach Gernot Haffner, Leiter des Nationalparkamtes Vorpommern mit Blick auf die Prioritätenliste.
 

Minister Dr. Backhaus in Diskussion in Darßer Arche Wieck, Präsentation Nationalpark-Infonetzwerk © M. Timm
Auf die Präsentation folgte eine rege Diskussionsrunde um das weitere Vorgehen zur Finanzierung und Umsetzung des ...
Auf die Präsentation folgte eine rege Diskussionsrunde um das weitere Vorgehen zur Finanzierung und Umsetzung des Informationnetzes.
Das Projektteam Dr. Kristina Koebe, Katrin Wollny-Goerke, Katrin Bärwald (NPA) und Ines Martin (DMM) © M. Timm
Das Projektteam Dr. Kristina Koebe, Katrin Wollny-Goerke, Katrin Bärwald (NPA) und Ines Martin (DMM)
Das Projektteam Dr. Kristina Koebe, Katrin Wollny-Goerke, Katrin Bärwald (NPA) und Ines Martin (DMM)
Minister Dr. Backhaus in Diskussion im Saal der Darßer Arche Wieck, Präsentation Nationalpark-Informationsnetz © M. Timm
Minister Dr. Backhaus lobte die schnelle Erarbeitung des Konzeptes und formulierte gleichzeitig seine Erwartungen an die ...
Minister Dr. Backhaus lobte die schnelle Erarbeitung des Konzeptes und formulierte gleichzeitig seine Erwartungen an die Projektpartner.

Hintergrund

Auf dem Darß und Zingst wird ein neues Informationsnetzwerk für den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft geplant. Die Ausstellungen und Infopunkte zum Nationalpark werden in ihren Inhalten, ihrem Design, den möglichen Standorten und mit dem Ziel einer engen gegenseitigen Vernetzung neu gedacht. Mit dem Neustart für eine Kooperation und Vernetzung der beteiligten Akteure und weiterer Stakeholder soll ein „Nationalparkzentrum in der Fläche“ entstehen.
 

Teilnehmende Projektpartner: Nationalparkamt Vorpommern, Deutsches Meeresmuseum, die Gemeinden und Kurbetriebe Zingst, Wieck und Prerow sowie der Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft und die Deutsche NaturfilmStiftung
 

Weitere Partner, die inhaltlich anknüpfen, wurden als Jurymitglieder eingebunden: der Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst, das Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL oder informell mit einbezogen, wie z. B. das NABU-Kranichzentrum, die Kurdirektoren von Ahrenshoop und Born.
 

Knotenpunkte des Netzwerkes, vernetzte Ausstellungen:

NATUREUM Darßer Ort

Darßer Arche

Ausstellung und Rangerstation Sundische Wiese

Weitere Infostellen wurden als Ideen platziert. Vorgeschlagen wurden hierfür unter anderem das in der Planung befindliche neue Kranichzentrum, ein Standort in Prerow an der Seebrücke, das Experimentarium in Zingst und Standorte im Freien im Osterwald und in den Wiecker Wiesen.

Wissenspunkte im Freien und Erlebnispfade ergänzen die Angebote der Knotenpunkte und tragen zur Lenkung der Besucher bei.

Ankommenspunkte. Damit die Besucher die attraktiven Punkte finden und bereits vor dem Ankommen im Nationalpark neugierig gemacht und für den Schutz des Nationalparks sensibilisiert werden, soll es Ankunfts- oder Abholpunkte geben. Dazu könnten die Wasserwanderrastplätze zählen, die Seebrücken, aber auch Haltestellen und Parkplätze. Auch dazu wurden im Wettbewerb Ideen gefragt.

Letzte Umfragen (Prof. Steingrube, Univ. Greifswald, 2021) ergaben, dass sich 80% der Nationalparkbesucher über das Internet informieren. Deshalb und auf Wunsch einiger Akteure wurde auch die Anbindung digitaler Angebote als Bestandteil der Konzeptideen abgefragt und wurden entsprechend Ideen präsentiert.


Ziele. Für jeden Standort und jedes Angebot werden besondere Inhalte des Nationalparks aus einer jeweils anderen Perspektive thematisiert und wird auf ganz spezifische Weise für den Schutz der wertvollen Natur sensibilisiert. Um die ganze spannende Themenpalette des Nationalparks zu erleben, werden die Besucher angeregt, alle Punkte aufzusuchen. Gleichzeitig soll das Netzwerk mit all seinen Elementen gestalterisch und didaktisch als Einheit erkennbar sein. Für die Ausstellungshäuser wurden zudem Gestaltungsideen für die Architektur und die Außenbereiche der Ausstellungshäuser erarbeitet. Ziel des Projektes ist es zudem, ein Informationsnetz zu entwickeln, das mit den personellen und finanziellen Kapazitäten der Partner langfristig betreibbar ist, aber auch Optionen der Erweiterung mit zusätzlichen Kapazitäten mitdenkt.

Nicht zuletzt wird die gute regionale Zusammenarbeit unter dem Dach des Netzes von allen Beteiligten als große Chance begriffen, als Nationalparkregion zusammenzuwachsen und mit attraktiven und hochwertigen Angeboten für die Gäste sichtbar zu werden.

Zielgruppen. Als wichtigste Zielgruppen wurden im ersten Schritt die interessierten naturaffinen Fahrradfahrer und Wanderer gesehen, aber auch Gäste, die sich noch ohne Vorkenntnisse und mit geringem Naturinteresse durch den Nationalpark bewegen. Auch Angebote für Familien und Kinder und für mobilitätseingeschränkte Gäste sollen ihren Platz finden.
 

Projektkoordination. Für die Projektorganisation und Erarbeitung der Konzeption wurden zwei erfahrene Büros beauftragt. Kristina Koebe (Rotorwerk Project Services) und Katrin Wollny-Goerke (meeresmedien) verfügen bereits über langjährige Erfahrungen mit der Planung ähnlicher Informationsangebote für Nationalparke und zur Projektsteuerung. Sie trugen in Workshops und Einzelgesprächen die Vorstellungen für das künftige Netzwerk zusammen, entwickelten das Rahmenkonzept und prüfen Fördermöglichkeiten.
 

Finanzierung. Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, Umsetzung im Rahmen eines Vertrages des Nationalparkamtes Vorpommern mit dem Deutschen Meeresmuseum. Kosten des gesamten Projektes 100.000€, darin enthalten: Konzepterarbeitung, Projektkoordination, Workshops, Ideenwettbewerb.

Projektverlauf:

  • September 2021: Start der Arbeiten
  • 27.10.2021: erster Workshop
  • Nov 2021- Jan 22: Einzelgespräche und erster Entwurf des Rahmenkonzeptes,
  • 12.01.22: Präsentation und Diskussion auf dem 2. Workshop
  • April 2022: Fertigstellung Rahmenkonzept und Start Interessenbekundung für Ideenwettbewerb,
  • Mai 2022: Auswahl von 4 Agenturen durch eine engere Jury
  • 18.05.22: Start Ideenwettbewerb
  • 13. August: Ende Einreichungsfrist der Ideen der Agenturen Kessler&Co, facts&fiction, signatur Wissen und Erleben
  • 18. August 2022: 3. Workshop; Präsentation der Ideen vor der 12-köpfigen Jury und interessierten Partnern, anschließende Jurysitzung und -entscheidung für signatur Wissen und Erleben, Göttingen
  • 27. September 2022: 4. Workshop, mögliche Schritte zur Umsetzung der Ideen, Förderoptionen und weiteres Verfahren.
  • Dezember 2022: Vorlage Projektbericht einschließlich der Agenturentwürfe
  • 18. Januar 2023: Präsentation des Konzeptes und Austausch zu weiteren Schritten