Finale des ersten Bauabschnittes in der südlichen Sundischen Wiese

Pünktlich vor Beginn der Vogelbrutzeit erreichten die Bauarbeiten zur Wiederherstellung der ursprünglichen Weide- und Priel-Landschaft in der Sundischen Wiese bei Zingst ein wichtiges Etappenziel. Um den Pramort wird nach dem Beräumen der Bauabsperrungen, im Laufe dieser Woche, der Besucherverkehr wieder ohne Umwege möglich sein.

Luftaufnahme Öffnung des alten Boddendeiches der Sundischen Wiese, Zingst, im Februar, Renaturierung im Nationalpark Boddenlandschaft © B. Schoppmeyer
Öffnung des alten Boddendeiches der Sundischen Wiese

Seit Juli letzten Jahres wurden Gräben verfüllt und schließlich zwei Schöpfwerke zurück gebaut. Es entstanden Weidewege, Durchlässe, Furten und hochwassersichere Rückzugsflächen für die Weidetiere. Nun zieht wieder Ruhe ein in diesen besonderen Teil der Halbinsel Zingst und der Kernzone des Nationalparks. Die ursprüngliche Landschaft, in der das Wasser seinem natürlichen Lauf folgen kann und nicht mehr gradlinig durch Gräben herausgepumpt wird, wurde wieder herausgeformt.  Wo die Wasserstände es zulassen werden die Rinder des Gutes Darß dafür sorgen, dass sich hier wieder Salzwiesen entwickeln können. Neben bedrohten Arten des Salzgrünlandes wird ein großes Artenspektrum rastenden Wasser- und Watvögel der Boddenlandschaft hier bessere Bedingen finden.
 

Am Freitag, dem 28. Februar erfolgte die erste Öffnung eines Abschnittes im ehemaligen Boddendeich. Wasser kann dort fortan frei ein- und ausströmen, je nach Wasserstand in den Lagunen der Ostsee. „Der Winter war wieder zu mild und so kam, statt Eis und Schnee, viel Regenwasser in der Sundischen Wiese zusammen. Durch den neuen Priel läuft dieses überschüssige Wasser nun wieder frei in die Bodden ab, ohne Schöpfwerk und Stromverbrauch. “, erklärt Norman Donner, Sachgebietsleiter für Flächenentwicklung im Nationalparkamt. Projektmitarbeiter des StALU Vorpommern, dem Träger des Vorhabens, waren am Tag der ersten Boddendeichschlitzung ebenfalls vor Ort und nahmen die letzten Arbeiten ab. Die neue Fuhrt durch den geöffneten Deichabschnitt bestand den Test und kann zur Betreuung der Weidetiere genutzt werden.
 

Ab Juli, wenn die Tierwelt ihre Nachkommenschaft aufgezogen hat, findet das Projekt seine Fortsetzung. Dann beginnt der zweite Bauabschnitt. Bis zum Frühjahr 2026 erfährt der westliche Teil der etwa 800 Hektar umfassenden Renaturierungsfläche ebenfalls einen grundlegenden Umbau zurück zur natürlichen Landschaftsform mit frei wechselnden Wasserständen. Nach der Brutsaison 2026 erfolgen schließlich die letzten Rückbauarbeiten in diesem langerwarteten Renaturierungsprojekt.
 

Das laufende Bauvorhaben zur Renaturierung der Südfläche der Sundischen Wiese ist das letzte Teilprojekt des Komplexvorhabens Sturmhochwasserschutz Zingst/Renaturierung Ostzingst. Das Gesamtvorhaben wurde bereits 2005 begonnen. In den folgenden Jahren wurde das neue Sturmhochwasserschutzsystem bestehend aus Seedeich, Riegeldeich und Schöpfwerk errichtet, so dass im September 2013 die Deichbaumaßnahmen beendet werden konnten. Der ab 2005 errichtete Seedeich, die sogenannte Mittelrippe, teilt den Ostzingst heute in eine Nord- und Südfläche.
 

Hintergrund zum Projekt 
 

Hintergrund:

In der ca. 600 ha großen nördlichen Fläche sind die Arbeiten bereits 2018 durchgeführt worden. Von der ca. 800 ha großen Südfläche als letztes Teilvorhaben des gesamten Komplexvorhabens wird der erste von den insgesamt 3 Bauabschnitten nun fertiggestellt sein. Dazu wird der Boddendeich an 5 Stellen geschlitzt. An vier Standorten werden die alten Schöpfwerke zurückgebaut und durch 100 m/150 m breite Schlitze ersetzt.    
     

In der ersten Bauphase wurde von Juli 2024 bis Februar 2025 auf einer ca. 400 ha großen Fläche Weideinfrastruktur hergestellt und das Grabensystem an den zukünftigen Abfluss angepasst. Abschluss der baulichen Arbeiten der ersten Bauphase wird die heutige Schlitzung des Boddendeiches nahe Pramort sein.
 

Durch die Herstellung der ersten Deichschlitzung kann das Boddenwasser über den Hauptpriel in die Sundische Wiese ein- und ausfließen. Das Wasser und die natürliche Entwicklung kann somit eine Fläche von ca. 200 ha neugestalten und überformen. Mit Hilfe der Beweidung, die im Anschluss an die Baumaßnahmen mit Hilfe der neu geschaffenen Weideinfrastruktur weitergeführt werden kann, wird die Entwicklung von Salzgrasland gefördert. Im Laufe der Zeit werden sich die natürlichen hydrodynamischen Verhältnisse wiedereinstellen und es wird ein Mosaik aus vielen verschiedenen Habitaten entstehen.
 

Die planmäßige Fortführung der Arbeiten startet dann mit der zweiten Bauphase ab Juli 2025. Die Renaturierung soll im Jahr 2027 vollständig abgeschlossen sein. Die mit der Renaturierung einhergehenden Veränderungen werden in den kommenden Jahren mit Hilfe eines Monitorings erfasst und mit Blick auf die Ziele der Renaturierung bewertet.