Forscher ergründeten die spannende Rückkehr der Eibe
Für das Deutsche GoeForschungsZentrum (GFZ) Postdam untersuchte der Experte Dr. Knut Kaiser die lange Geschichte der Eibenvorkommen. In seinem Vortrag „Eiben im Wald auf Darß und Zingst – Zur spannenden Geschichte einer zurückgekehrten Baumart“ berichtet er am 21. Juni in Prerow von den Hintergründen der gelungenen Rettung dieses bemerkenswerten einheimischen Nadelbaumes. Auffällig parallel zum Aussterben großer Tiere wie dem Wisent, Auerochsen, Wolf, Luchs und Bär verschwand seit dem Mittelalter in Teilen Deutschlands auch die Eibe. Und nahezu ausgestorben war sie dann auch im Wald auf Darß und Zingst am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Eibe überlebte aber als kultivierter Baum auf Friedhöfen und in Gärten und wurde schließlich im 20./21. Jahrhundert an sehr versteckten Stellen im Darß- und Osterwald wieder angepflanzt.
Die Potsdamer Forscher fanden spezielle Methoden, um die bewegte Geschichte der Eiben aufzuspüren. Ihre Ergebnisse wurden in einschlägigen Fachmedien publiziert und wie folgt zusammengefasst.
„Die Wälder entlang der südlichen Ostseeküste beherbergen einige Bestände der seltenen und gefährdeten Europäischen Eibe (Taxus baccata L.), von denen man annimmt, dass sie autochthonen Ursprungs sind. Am Beispiel eines Vorkommens auf der Halbinsel Darß-Zingst wurde die Populationsdynamik der Eibe seit dem späten Holozän interdisziplinär untersucht und mit der Waldgeschichte des Gebietes verknüpft. Pollenanalysen zeigen, dass die Eibe auf dem Darß seit mindestens 2600 Jahren vorkommt und damit tatsächlich eine autochthone Baumart in diesem Gebiet darstellt. Ursprünglich war die Eibe wahrscheinlich Teil eines zweiten Baumstockwerks und von Waldrändern innerhalb eines Mischwaldes, der hauptsächlich aus verschiedenen Laubbaumarten und Waldkiefern bestand. Historische Belege zeigen, dass die Eibe in der Mitte des 18. Jahrhunderts noch im Darßwald vorkam, dann aber bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig verschwunden war. Dafür gab es mehrere Gründe, darunter die Beweidung der Wälder durch das Vieh, hohe Wildbestände und Kahlschlagswirtschaft. Erste Wiederanpflanzungen von Eiben fanden in den 1930/40er und 1950/60er Jahren statt, gefolgt von Pflanzkampagnen in den 1990er und 2000er Jahren. Letztere durchgeführt durch das Nationalparkamt. Dabei wurde zumindest teilweise Pflanzmaterial aus lokalen und regionalen autochthonen Reliktbeständen verwendet. Der heutige Eibenbestand auf Darß und Zingst besteht überwiegend aus jungen Exemplaren mit einer Gesamtzahl von ca. 1300 Bäumen. Damit ist es hier gelungen, ein autochthones Eibenvorkommen wiederherzustellen, das in historischer Zeit fast ausgestorben war. Dieses gelungene lokale Beispiel für die gezielte Wiederanreicherung der einheimischen Baumartenvielfalt kann auch anderswo zu entsprechenden Maßnahmen ermutigen, um dieser Baumart auf größerer Fläche wieder eine Chance zu geben.“