Freiwillige aktiv für Moorvernässung im Nationalpark
Um alte Gräben zu verfüllen, muss viel Material herangefahren werden. Vom 15. bis 23. Juli sind damit kurzzeitige Einschränkungen auf den Wegen zwischen Parkplatz Drei Eichen und dem Weststrand verbunden.
„Moor muss nass“, das gilt auch für die Waldmoore auf dem Vordarß. Auch wenn im Nationalpark keine aktive Entwässerung betrieben wird, die alten Gräben und das Entwässern der angrenzenden Wiesen mit Schöpfwerken führen nach wie vor dazu, dass zu wenig Wasser in der Landschaft bleibt. Die Niederschläge des Winters und Frühjahrs fließen zu schnell ab und lassen die Moore im Sommer zu lange trockenfallen. Am Ende sackt dadurch der Torfkörper zusammen. Dabei entweicht CO2 und belastet Atmosphäre und Klima. Die Landoberfläche sinkt unter den Nullpunkt. Ostseewasser sickert in das Grundwasser und versalzt dieses. Moortypische Arten, wie Torfmoose verschwinden. Nicht nur die Nationalparkpläne verpflichten zur Renaturierung der Moore. Ihre Lebensräume sind auch nach europäischen Naturschutzrecht, der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, prioritär geschützt.
Das Verfüllen von Gräben, die noch Wasser durchsickern lassen und Errichten von Stauen, hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen. Erfolgreich erprobt wurde diese spezielle Art der Moor-Wiedervernässung in den vergangenen Jahren im Nationalpark Jasmund. Dank der Freiwilligen-Einsätze mit dem Bergwaldprojekt e.V. konnten dort über 40 Moore vernässt werden. Erste Erfolge stellten sich schnell ein.
Nun werden auch die Darßmoore davon profitieren, dass ohne schweres Gerät, mit viel mühsamer Handarbeit, ein System zur Wasserrückhaltung errichtet wird. Dazu werden die Gräben, die eine etwa 5 ha große Moorwaldfläche umgeben, mit zwei Staubauwerken versehen. Zudem werden zwei Gräben am nördlichen Flächenrand mit einem Gemisch aus Sägespänen und Holzhackschnitzeln verfüllt. Die Wasserdurchlässigkeit in diesem Substrat entspricht etwa der eines natürlichen Moorkörpers und schafft so eine hydrologische Verbindung zu den angrenzenden Moorflächen.
Die 20 Freiwilligen pro Woche, unter anderem Studierende der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, nutzen die Möglichkeit, um sich aktiv für die Natur zu engagieren und das Ökosystem näher kennenzulernen. „In jeder Bergwaldprojekt-Woche ist zudem eine Exkursion vorgesehen, bei der die vielfältigen Aspekte der für den Darß typischen Ökosysteme näher beleuchtet und ihre Bedeutung und Bedrohung besser verständlich gemacht werden. Das konkrete Beispiel hilft dabei, die globalen ökologischen Krisen zu veranschaulichen,“ sagt Katja Fuchs, die seitens des Nationalparkamtes Vorpommern das Projekt fachlich begleitet.
Greta Buntfuß, Projektleiterin der Einsätze vom Bergwaldprojekt e.V. ergänzt: „Indem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich für ihre Umgebung engagieren, entwickeln sie oftmals neue Beziehungen zur Natur. Die freudvollen Erfahrungen aus den Projektwochen bestärken die Freiwilligen darin, auch den eigenen Alltag naturverträglicher und ressourcenschonender zu gestalten. Somit tragen sie zur dringend notwendigen sozial-ökologischen Transformation bei.“ Untergebracht sind die Helfer*innen für die Wochen auf einem Zeltplatz. Ein Küchenteam des Bergwaldprojekts kümmert sich um die vegetarische, biologische und möglichst regionale und saisonale Verpflegung der Teilnehmenden.
Hintergrund
Bergwaldprojekt e.V.
Das Bergwaldprojekt organisiert seit über 30 Jahren Freiwilligeneinsätze im Wald, Moor und in Offenlandschaften. Dieses Jahr wird der Verein mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland über 5.000 Freiwillige in die Natur bringen. 2024 finden 186 Projektwochen an 95 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland statt. Ziele der Arbeitseinsätze sind, die Biodiversität und die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu schützen, zu erhalten und wiederherzustellen, den Teilnehmer*innen die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und die Gesellschaft zu einem naturverträglichen und sozial gerechten Umgang mit den begrenzten natürlichen Ressourcen zu bewegen. Mehr Infos: www.bergwaldprojekt.de.
Moore entziehen der Atmosphäre weltweit jedes Jahr 150 bis 250 Mio. t CO2. Obwohl Moorflächen nur 3 % der Landmasse der Erde bedecken, binden sie in ihren Torfschichten ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs