Wettbewerb der Ideen - Nationalpark aus einem Guss

Zingst. Den Nationalpark auf dem Darß und Zingst sichtbar machen, mit spannenden Ideen für die Ausstellungen und für Infopunkte im Freien – das war der Wettbewerbsauftrag an drei Agenturen. Die 12-köpfige Jury aus Aktiven des Infonetzes Nationalpark hatte die Qual der Wahl.

Präsentation Wettbewerbsidee vor Jury im MAx Hünten HAus Zingst, zum Infonetz NAtionalpark © S. Meißner
Präsentation des Wettbewerb-Beitrages von facts&fiction

Im Max-Hünten-Haus in Zingst rauchten die Köpfe der Jury und lauschten Partner und Freunde des Nationalparks am 18. August gespannt den Präsentationen. Vielschichtig und komplex war der Auftrag an die Agenturen. Die Ausstellungen und Infopunkte zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sollten in ihren Inhalten, ihrem Design, den möglichen Standorten und mit dem Ziel einer engen gegenseitigen Vernetzung neu gedacht, frisch und ansprechend gestaltet und zeitgemäß auf die Bedürfnisse der Gäste zugeschnitten werden.
 

Anne Crämer, Geschäftsführerin der Kur- und Tourismus GmbH Zingst, als Gastgeberin des Tages und Andreas Tanschus, Direktor des Deutschen Meeresmuseums, begrüßten die Teilnehmenden und würdigten, dass mit diesem Projekt Gemeinden, Nationalparkamt und Partner und das Deutsche Meeresmuseum einen guten Weg beschreiten, um vereint wirken zu können. „Intensiv und zielgerichtet darüber nachzudenken, wie wir alle, die wir uns dem Naturschutz- und Nationalparkgedanken verpflichtet fühlen, in Zukunft gemeinsam unsere Gäste empfangen wollen, ist längst überfällig. Mit den Ergebnissen des Ideenwettbewerbs erhalten wir jetzt wertvolle Impulse für die weiteren Planungen. Am Ende dieses Tages werden wir einen wichtigen Meilenstein erreicht haben,“ führte Andreas Tanschus ein.
 

Einen ganzen Strauß kreativer Ideen und kommunikativer Ansätze und Leitgedanken offerierten die Agenturen signatur Wissen und Erleben aus Göttingen, Kessler&Co aus Mühlheim/Waren und facts&fiction aus Köln/Berlin. So überraschten und begeisterten verschiedenste Ideen wie die reetgedeckten Vogelschwingen als schützendes Dach eines Infopunktes, die Ausstellung Sundische Wiese als riesiges Vogelnest von facts&fiction. Der Entwurf von Kessler&Co zeigte u. a. die Darßer Arche als verdoppeltes Schiff in Katamaranform mit dem Schiffsbauch einer Arche Noah samt Kisten und Tierpaaren und eine spannende Inszenierung des Darßwaldes bei Nacht im Keller des Natureums. Klangräume für die verschiedenen Naturwelten in den Ausstellungen und ein Kinogebäude mit begehbarer Dachterrasse präsentierte signatur ebenso wie reduzierte funktionale Sitz-Infopunkte mit klaren Botschaften und verbindendem Design.

So unterschiedlich wie die Ideen, so verschieden waren auch die Blickwinkel der Jurymitglieder. Mit Kompetenzen für Regionalentwicklung und Tourismus (TV FDZ, Kurbetriebe und berufene Bürger der Gemeinden), Ausstellungskonzeption und -betreibung (Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL, Deutsches Meeresmuseum, Förderverein, meeresmedien) bis zum Nationalpark und Rangeralltag (Nationalparkamt) war die Jury bestens aufgestellt und bildete die Vielfalt des Netzwerkes ab. Favoriten hatten alle, nur, eben nicht die gleichen. Letztlich sorgte eine Bewertungsmatrix für Orientierung, kamen alle Vorzüge und Zweifel zur Sprache, wurde diskutiert und abgewogen.
 

Schlussendlich fiel die Entscheidung. Die Agentur signatur Wissen und Erleben machte das Rennen. Aus Sicht der Jury hatten sie die Komplexität der Erwartungen am besten aufgegriffen. Sie überzeugte mit klarer, funktionaler Design- und Formensprache, mit Nationalparkkompetenz, pragmatischen digitalen Lösungen und innovativen Architektur-Ideen.
 

Die Entwürfe zeigten erste Ideen, die in einem weiteren Prozess konkretisiert werden. Im nächsten Schritt werden die Netzwerk-Beteiligten die Wettbewerbsideen in die Gemeinden Wieck, Prerow und Zingst und die beteiligten Institutionen tragen. Im September wird im vierten Workshop des großen Projektes “Nationalpark-Informationsnetzwerk Darß-Zingst“ zum weiteren Verfahren und den Fördermöglichkeiten beraten. Den Abschluss dieser Auftakt- und Konzeptphase findet das Projekt Ende Oktober mit einem zusammenfassenden Bericht, der alle Ideen und Überlegungen zusammenführt.
 

„Die Aktiven sind sich einig, dass dieser Abschluss ein Anfang sein wird, denn wir alle haben eine gemeinsame Vision vor Augen und nun eine schon deutlich greifbarere Idee, wie der Nationalpark aus einem Guss in der Region sichtbar und erlebbar sein wird,“ resümierte Katrin Bärwald, Vorsitzende der Jury und Dezernentin im Nationalparkamt, abschließend.

Modelle für Infopunkte zur Wettbewerbsidee von signatur, Göttingen © K. Bärwald
Modelle für Infopunkte zur Wettbewerbsidee von signatur, Göttingen
Modelle für Infopunkte zur Wettbewerbsidee von signatur, Göttingen
Jury, 12 Personen am Tisch zur Wahl des besten Wettbewerbsbeitrages Infonetz NAtionalpark © K. Koebe
Der zwölfköpfigen Jury aus Netzwerk-Akteuren fiel die Entscheidung nicht leicht.
Der zwölfköpfigen Jury aus Netzwerk-Akteuren fiel die Entscheidung nicht leicht.

Hintergrund
 

Auf dem Darß und Zingst wird ein neues Informationsnetzwerk für den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft geplant. Die Ausstellungen und Infopunkte zum Nationalpark werden in ihren Inhalten, ihrem Design, den möglichen Standorten und mit dem Ziel einer engen gegenseitigen Vernetzung neu gedacht. Mit dem Neustart für eine Kooperation und Vernetzung der beteiligten Akteure und weiterer Stakeholder soll ein „Nationalparkzentrum in der Fläche“ entstehen.
 

Teilnehmende Projektpartner: Nationalparkamt Vorpommern, Deutsches Meeresmuseum, die Gemeinden und Kurbetriebe Zingst, Wieck und Prerow sowie der Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft und die Deutsche NaturfilmStiftung

Weitere Partner, die inhaltlich anknüpfen, wurden als Jurymitglieder eingebunden: der Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst, das Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL oder informell mit einbezogen, wie z. B. das NABU-Kranichzentrum.
 

Knotenpunkte des Netzwerkes, vernetzte Ausstellungen:

NATUREUM Darßer Ort

Darßer Arche

Ausstellung und Rangerstation Sundische Wiese

Weitere Infostellen wurden als Ideen platziert. Vorgeschlagen wurden hierfür unter anderem das in der Planung befindliche neue Kranichzentrum, ein Standort in Prerow an der Seebrücke, das Experimentarium in Zingst und Standorte im Freien im Osterwald und in den Wiecker Wiesen.

Wissenspunkte im Freien und Erlebnispfade ergänzen die Angebote der Knotenpunkte und tragen zur Lenkung der Besucher bei.

Ankommenspunkte. Damit die Besucher die attraktiven Punkte finden und bereits vor dem Ankommen im Nationalpark neugierig gemacht und für den Schutz des Nationalparks sensibilisiert werden, soll es Ankunfts- oder Abholpunkte geben. Dazu könnten die Wasserwanderrastplätze zählen, die Seebrücken, aber auch Haltestellen und Parkplätze. Auch dazu wurden im Wettbewerb Ideen gefragt.

Letzte Umfragen (Prof. Steingrube, Univ. Greifswald, 2021) ergaben, dass sich 80% der Nationalparkbesucher über das Internet informieren. Deshalb und auf Wunsch einiger Akteure wurde auch die Anbindung digitaler Angebote als Bestandteil der Konzeptideen abgefragt und wurden entsprechend Ideen präsentiert.


Ziele. Für jeden Standort und jedes Angebot werden besondere Inhalte des Nationalparks aus einer jeweils anderen Perspektive thematisiert und wird auf ganz spezifische Weise für den Schutz der wertvollen Natur sensibilisiert. Um die ganze spannende Themenpalette des Nationalparks zu erleben, werden die Besucher angeregt, alle Punkte aufzusuchen. Gleichzeitig soll das Netzwerk mit all seinen Elementen gestalterisch und didaktisch als Einheit erkennbar sein. Für die Ausstellungshäuser wurden zudem Gestaltungsideen für die Architektur und die Außenbereiche der Ausstellungshäuser erarbeitet.

Ziel des Projektes ist es zudem, ein Informationsnetz zu entwickeln, das mit den personellen und finanziellen Kapazitäten der Partner langfristig betreibbar ist, aber auch Optionen der Erweiterung mit zusätzlichen Kapazitäten mitdenkt.

Nicht zuletzt wird die gute regionale Zusammenarbeit unter dem Dach des Netzes von allen Beteiligten als große Chance begriffen, als Nationalparkregion zusammenzuwachsen und mit attraktiven und hochwertigen Angeboten für die Gäste sichtbar zu werden.

Zielgruppen. Als wichtigste Zielgruppen wurden im ersten Schritt die interessierten naturaffinen Fahrradfahrer und Wanderer gesehen, aber auch Gäste, die sich noch ohne Vorkenntnisse und mit geringem Naturinteresse durch den Nationalpark bewegen. Auch Angebote für Familien und Kinder und für mobilitätseingeschränkte Gäste sollen ihren Platz finden.

Projektkoordination. Für die Projektorganisation und Erarbeitung der Konzeption wurden zwei erfahrene Büros beauftragt. Kristina Koebe (Rotorwerk Project Services) und Katrin Wollny-Goerke (meeresmedien) verfügen bereits über langjährige Erfahrungen mit der Planung ähnlicher Informationsangebote für Nationalparke und zur Projektsteuerung. Sie trugen in Workshops und Einzelgesprächen die Vorstellungen für das künftige Netzwerk zusammen, entwickelten das Rahmenkonzept und prüfen Fördermöglichkeiten.
 

Finanzierung. Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, Umsetzung im Rahmen eines Vertrages des Nationalparkamtes Vorpommern mit dem Deutschen Meeresmuseum. Kosten des gesamten Projektes 100.000€.

Projektverlauf:

  • September 2021: Start der Arbeiten
  • 27.10.2021: erster Workshop
  • Nov 2021- Jan 22: Einzelgespräche und erster Entwurf des Rahmenkonzeptes,
  • 12.01.22: Präsentation und Diskussion auf dem 2. Workshop
  • April 2022: Fertigstellung Rahmenkonzept und Start Interessenbekundung für Ideenwettbewerb,
  • Mai 2022: Auswahl von 4 Agenturen durch eine engere Jury
  • 18.05.22: Start Ideenwettbewerb
  • 13. August: Ende Einreichungsfrist der Ideen der Agenturen Kessler&Co, facts&fiction, signatur Wissen und Erleben
  • 18. August 2022: 3. Workshop; Präsentation der Ideen vor der 12-köpfigen Jury und interessierten Partnern, anschließende Jurysitzung und -entscheidung für signatur Wissen und Erleben, Göttingen
  • September 2022: 4. Workshop, mögliche Schritte zur Umsetzung der Ideen, Förderoptionen und weiteres Verfahren.
  • Ende Oktober 2022: Vorlage Projektbericht einschließlich der Agenturentwürfe