Neue Natur- und Landschaftsführer als Botschafter des Schutzgebietes
Bei typischem Aprilwetter – von Regengüssen bis Sonnenschein – traten die Absolvent*innen letzten Freitag und Samstag zur schriftlichen und mündlichen Prüfung an, die in der Jugendherberge Born-Ibenhorst stattfanden. Vom Meeresbiologen bis zur Rentnerin – alle Teilnehmenden eint der Wunsch, künftig spannende und interaktive Führungen für Gäste in der Region anzubieten.
In den zurückliegenden zwei Monaten trafen sich die Kursteilnehmer*innen an fünf verlängerten Wochenenden zum Unterricht in den Nationalpark-Regionen Hiddensee, Barhöft, Ummanz, in der Sundischen Wiese bei Zingst und auf dem Darß. Während der insgesamt 118 Unterrichtseinheiten eigneten sie sich allerhand Wissen über die Natur in der Region direkt aus erster Hand und vor Ort an. So standen neben Theorie und Praxis auch Exkursionen mit Ranger*innen und Vorträge durch Nationalpark-Mitarbeitende auf dem Programm. Küstendynamik, Nehrungsbildung sowie Geheimnisse um Deiche und Dünen, Moore und Wälder sowie über alte Ufer, neue Küsten, Riegen und Reffe waren nur ein Bruchteil der Themenpalette. Daneben vermittelte ihnen Kursleiterin Beate Reimann Führungsdidaktik und -methoden. Auch die Arbeit mit einer Kommunikationstrainerin und das Gestalten einer Führung in Form einer Hausarbeit waren Teil der Ausbildung. “Das Ziel ist, dass eure Gäste sagen 'Ich habe die Natur erlebt'. Ihr seid die Vermittler der Natur und wollt die Sinne ansprechen, mit dem was ihr vor euch seht”, gab die Kursleiterin den Teilnehmenden mit auf den Weg.
Nach intensiven Wochen des Lernens standen Ende April die Prüfungen an. Nach der schriftlichen Prüfung mussten die Prüflinge im Anschluss der Prüfungskommission und den anderen Teilnehmer*innen ein Naturphänomen in Form einer Kurzführung vorstellen. Die Aufgabenstellung verlangte eine Kurzinterpretation, die die Sinne der Anwesenden anspricht, zum Mitmachen und Interagieren animiert. “Weg vom Vortrag, hin zur Aktivität”, erinnerte Prüferin und Pädagogin Beate Reimann und hob die Bedeutung des richtigen Vermittelns von Fakten und Wissen hervor. So ergab sich eine spannende Themenvielfalt von der Verjüngung des Buchenwaldes, der Harznutzung an Kiefern bis zum Goldenen Schnitt in der Natur. Alle Absolvent*innen meisterten diese Herausforderung und präsentierten das in den vergangenen Wochen Gelernte methodisch und fachlich gut präpariert. Gleich im Anschluss an jede Kurzführung gab es direktes Feedback durch eine*n andere*n Teilnehmer*in und die Bewertung durch die Prüferinnen. So wurde auch die Evaluation als wichtiges Werkzeug eines jeden ZNLers trainiert. „Ich war sehr beeindruckt von den Ideen und den Präsentationen der Naturphänomene durch die Teilnehmer. In ihren Kurzinterpretationen gingen sie auf die Bedeutung des Nationalparks und den rücksichtsvollen Umgang mit der Natur ein und spannten damit auch den Bogen zum Jahresthema des Nationalparks“, freute sich Dezernentin Annette Beil vom Nationalparkamt, die fachlich die mündlichen Prüfungen begleitete.
Rund vierzig Bewerbungen gingen im Vorfeld des Kurses ein. “Das Interesse war dieses Mal besonders groß”, weiß Beate Reimann. Bei der Auswahl der Bewerber*innen wurde Wert daraufgelegt, dass die Teilnehmenden möglichst aus der Region kamen. „Aber auch die Vernetzung in Gegenden, die touristisch nicht so überlaufen sind, soll dazu führen, diese den Menschen näher zu bringen“, so die Kursleiterin weiter.
Nach zwei anstrengenden aber erfolgreichen Prüfungstagen endete der Lehrgang schließlich mit der Übergabe der Urkunden durch Kerstin Klemann von der Volkshochschule Vorpommern und Dr. Katrin Lippert von der Landeslehrstätte für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung M-V am Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V (LUNG). Alle siebzehn Teilnehmer*innen bestanden und sind als zertifizierte Natur- und Landschaftsführer*innen nun bestens darauf vorbereitet, die Region mit ihren landschaftlichen Schätzen ansprechend vorzustellen und Naturerlebnisse zu vermitteln.
Der Kurs wurde durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) maßgeblich gefördert und ist somit, trotz sehr hohem Anspruch an Referent*innen und Organisation, mit vergleichsweise niedrigen Teilnahmegebühren möglich gewesen.
Naturinteressierte Menschen haben in ganz Deutschland die Möglichkeit, sich zum/zur zertifizierten Natur- und Landschaftsführer*in ausbilden zu lassen. Die Lehrgänge werden in der Regel spezifisch für ein Schutzgebiet angeboten. Die Inhalte umfassen allgemeine Grundlagen und spezifisches Wissen zum Schutzgebiet. Weitere Infos finden Sie hier.