Stürme sorgten für braune Kiefernwälder an der Küste

Seit April dieses Jahres fallen strandnahe Kiefern im Nationalpark durch eine deutliche Braunfärbung ihrer sonst sattgrünen Kronen auf. Als Ursache konnten nun die starken Stürme im Januar und Februar ausgemacht werden.

© A. Beil
Entlang des Rundwanderweges sind die von den Stürmen geschädigten Kiefern zu sehen.

Normalerweise zeigen sich die Kiefern am Darßer Ort knorrig, sturmerprobt und in einem dunklen Grün. Schon vor einigen Wochen wunderte sich Ranger Lutz Storm über die vielen braunen Nadeln an den Kiefern am Darßer Ort. Oft betrifft es nur die seeseitige Baumkrone. „Ich kenne diese Kiefern schon seit ich hier arbeite, also rund 30 Jahre, und das habe ich noch nie gesehen. “  Auch viele Besucher*innen wandten sich deshalb bereits interessiert und mitunter besorgt an die Nationalparkverwaltung.
 

Die auffällige Verfärbung war nicht nur im Nationalpark zu beobachten, sondern in der gesamten Region, z.B. im Küstenwald zwischen Dierhagen und Ahrenshoop.  Dies veranlasste den Leiter des Sachgebietes Waldschutz und Waldzustandsüberwachung der Landesforstanstalt, Mathis Jansen, dazu, der Sache auf den Grund zu gehen. Er schickte Probenmaterial aus diesem Gebiet an das Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde. Unter dem Mikroskop stellten die Expert*innen des Fachbereichs Waldschutz und Wildökologie fest, dass den eingesandten Pflanzenteilen sehr viele Sandkörner anhafteten und die Äste zahlreiche, sehr kleine harzende Rindenverletzungen aufwiesen.

Im Bericht heißt es, es sei davon auszugehen, dass der durch die starken Stürme aufgewirbelte Sand mit einer solchen Wucht auf die Nadelbäume traf, dass es zu flächigen Schäden des Kambiums kam. Diese dünne Schicht unter der Borke funktioniert als Transportader für Wasser und Nährstoffe. Sind die lebenswichtigen Leitungsbahnen beschädigt, kränkelt der Baum. In der Folge werden die geschwächten Kiefern anfälliger für Pilzinfektionen. So konnte das Labor auch den Kleinpilz Sclerophoma pithyophila an den Kiefernnadeln nachweisen. Man findet den Pilz auf abiotisch beeinträchtigten Bäumen sowie nach Insektenschäden oder in Verbindung mit anderen Pilzinfektionen. Relevante Schäden entstehen jedoch nur in Verbindung mit Witterungsextremen.
 

Gerade die Darßer Kiefern sind Wind und Wetter gewöhnt. So wachsen sie in den Dünen entlang des Rundwanderweges, gezeichnet vom Wind eher in die Breite als in die Höhe und halten auch den Herbst- und Winterstürmen Stand. Doch in diesem Jahr fegten sie besonders häufig und besonders heftig über das junge Küstenland. Lutz Storm erinnert sich: „Gab es im Winter 2007 insgesamt nur 6 Stürme, waren es 2022 allein im Januar und Februar zusammen 12 Stürme, die über die Landschaft peitschten. Manche davon, wie etwa „Zeynep“ oder „Antoina“ sogar mit Orkanstärke.“
 

Annette Beil, Forstfrau und Dezernentin für Gebietsbetreuung im Nationalparkamt resümiert: „Wir werden die Kiefern weiter beobachten und hoffen, dass sich die Bäume wieder erholen. Sollten es einige Bäume nicht schaffen, gehören auch solche Ereignisse  zu den natürlichen Prozessen im Nationalpark für die die Natur ihre eigenen Wege findet.“

© L. Storm
Besonders der seeseitige Teil der Baumkronen ist betroffen.