Was krabbelt denn da?

Es ist fast Tradition, dass Anfang November die Rangerinnen und Ranger zur Fortbildung zusammenkommen und tief in ein Thema eintauchen. Diesmal ging es um das Leben im Baum mit all seinen Verkettungen, vom Eremiten und Flechtenbärchen bis zur Mopsfledermaus.

Ranger schauen auf Fortbildung verschiedenen Exponate an, Holzstüche mit Spuren von Käfern, Pilzen © J. Haak
Auf Spurensuche im Holz - auf der Rangerfortbildung gab es eine Fülle an Exponaten zum Anschauen.

So trafen sich am 4. November rund 30 Ranger der Nationalparke (NLP) Vorpommersche Boddenlandschaft und Jasmund zur gemeinsamen Weiterbildung in der Jugendherberge Ibenhorst in Born a. Darß.

Den Tag leiteten mit ihren Begrüßungsworten der Amtsleiters Herrn Gernot Haffner und die Derzernatsleiterin für Gebietsbetreuung NLP Vorpommersche Boddenlandschaft, Frau Annette Beil, ein. Sie gab einen kurzen Rückblick über die, wie erwartet, hohen Besucherzahlen in der letzten Saison sowie über die häufigsten Ordnungswidrigkeiten. In der Vorpommerschen Boddenlandschaft zählt dazu das Übernachten im Nationalpark und im Jasmund das unzulässige Befahren mit PKWs. Der Amtsleiter blickte auf die intensive vergangene Saison zurück, berichtet über aktuelle Geschehnisse und Herausforderungen. Lobend hebt er den Einsatz der Ranger in den anspruchsvollen Zeiten hervor: „Die wichtige Arbeit, die Sie im Gebiet machen, ist unser Aushängeschild.“
 

Frau Beil übergab im Anschluss das Wort an den diesjährigen Dozenten und Experten, Herrn Stephan Joecke. Er ist Baumpfleger mit Spezialisierung auf Altbaumsanierung und alte Obstbäume, Baumkontrolleur und Baumsachverständiger. Als Sachverständiger liegt seine Spezialisierung auf baumbewohnende und holzzerstörende Pilze sowie Baumhabitatstrukturen und artenschutzgerechte Baumpflege.

Er führte die Teilnehmer in eine Welt der Zusammenhänge von natürlichem Holzabbau und Strukturen der Baumhabitate, vermittelte begeistert und engagiert über ökologischen Abhängigkeitsketten, über Insekten und Käfer.
 

Besonders fasziniert waren die Ranger von den vielen Exponaten präparierter Insekten sowie Totholzfunden mit Fraßspuren, Legehöhlen, Spechtschmieden und vielem mehr. So hatte er zu den theoretischen Ausführungen zu natürlicher Holzzersetzung passendes Anschauungsmaterial parat. „Einmal angucken ist besser, als es 10 Mal mit Bildern an die Wand zu werfen“ sagte Stephan Joecke, während er in einer seiner Kisten grub und den Rangern Schatz um Schatz präsentierte.
 

„Was mich immer schon interessierte, sind die unglaublichen Details ökologischer Abhängigkeitsketten“ erklärt Stephan Joecke. So ist es erstaunlich, dass zum Beispiel die Mopsfledermaus mit 2 Ultraschallsendern jagt, gleichzeitig noch oben und unten peilen kann. Sie erbeutet nur 3 Falter-Gattungen, eine davon, die Flechtenbärchen. Spüren diese Falter den Schall, falten sie sich totgestellt zusammen und geben ein „Störsignal“ ab, um zu entkommen. Das hilft - nur nicht bei der Mopsfledermaus, die, dank Sender 2, zuschnappen kann. Das Bärchen wird verwandelt zu Fledermauskot. Dieser ist der Nährboden für einen ganz besonderen Pilz. Dieser wiederum wird von einem speziellen Käfer gefressen, dieser wiederum landet im Magen von… und so fort. So reiht sich Spezialist an Spezialist. Der Wald ist voller unzähliger Nahrungsketten, in denen jedes Glied seinen Platz hat und jede Störung das Gefüge auseinanderreißt, wenn nur eine einzelne Art das Bindungsglied ist. Etwa 1.350 Arten sind auf Totholz angewiesen, resümierte der Experte.
 

Das Thema Totholz im Nationalpark erwies sich als schier unerschöpflich und bot gute Bezüge zur Arbeit der Ranger. Beim nächsten Gang durch den Wald können sie mit Sicherheit prüfen, dass vor allem das stehende, besonnte Totholz eine besondere Rolle in der Arten- und Lebensraumvielfalt einnimmt.
 

So rauchten am Ende eines langen Tages die Köpfe. Spannenden Daten und Fakten zu den Arten und Prozessen werden künftig im Arbeitsalltag, auf den Führungen, auftauchen. Diese finden übrigens auch im Herbst und Winter statt.
 

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