Moorrenaturierung im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Etwa 3 % der Nationalparkfläche bestehen aus Mooren und Heiden. Die Küstenüberflutungsmoore der Boddenlandschaft wurden vor allem durch die Komplexmelioration in der DDR stark entwässert. Angelegte Grabensysteme regulierten den Wasserhaushalt, um auf diesen Flächen intensive Landwirtschaft zu betreiben. Entwässert wurden auch die Riegen des Neudarßes. Auf den dort gewachsenen Versumpfungs- und Torfmoosmooren kam das Moorwachstum auf 90 % der Flächen zum Stillstand.
Waldmoore
Ausgedehnte Waldmoore befinden sich im Darßwald und im Osterwald. Lediglich im westlichen Teil des Darßes blieben Erlenbruchwälder mit natürlichem Wasserhaushalt erhalten. Weitere Erlenwälder und Birken-Moorwälder des Vordarßes und Osterwaldes wurden durch Entwässerungen überprägt.
Osterwald - „innen nass und außen trocken“
Der Osterwald auf dem Zingst liegt in der Zone II des Nationalparks und gehört mit 350 ha Größe zu den vier größten Regenmooren in Mecklenburg-Vorpommern. Als einziges wurzelechtes Regenmoor des Landes ist es nicht aus einem Niedermoor oder verlandeten Gewässer, sondern direkt auf sandigem Untergrund gewachsen. Entwässerungen überformten und veränderten auch dieses 950 Jahre alte Hochmoor nachhaltig. Dadurch trocknete der Boden aus und es kam zu einer dichteren Waldbedeckung. Die Bewaldung verstärkte die Trockenlegung des Osterwaldes.
Um diesen Prozess wieder umzukehren und das Moor zu reaktivieren, führte die Landgesellschaft MV als Vorhabenträger im Jahr 2015 eine umfassende Renaturierungsmaßnahme durch. Insgesamt 58 Staue und 5 regelbare Stauanlagen wurden in dem Entwässerungsnetz des Osterwaldes installiert. Damit werden Niederschläge stufenweise zurückgehalten. Am Rande des Projektgebietes wurde die Entwässerung für die Straße und die angrenzende Bebauung verbessert.
Neudarß
Zur Reaktivierung der Moorflächen auf dem Neudarß wurden in den 90er Jahren Staue angelegt. Dadurch ist der Wasserstand etwas erhöht worden, jedoch nicht ausreichend, um die Moore mit genügend Wasser zu versorgen. Planungen zur weiteren Renaturierung der Moore wurden begleitend zu den Planungen zum Hochwasserschutz für Prerow begonnen.
Küstenüberflutungsmoore
Die Uferzonen der Nationalparkküste wurden früher regelmäßig von Ostsee- oder Brackwasser überflutet. In Verbindung mit einer jahrhundertelangen Beweidung mit Schafen, Pferden und Kühen entstanden Küstenüberflutungsmoore, ein besonders wertvoller Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten.
Durch Eindeichung und Polderwirtschaft wurden diese Moore zerstört, so dass die Geländeoberfläche heute infolge der Entwässerung unter dem Meeresspiegel liegt. Die letzten lebenden Küstenüberflutungsmoore, z. B. auf den Inseln Kirr und Barther Oie, müssen erhalten bleiben und einige Polder können durch Ausdeichung renaturiert werden.
Sundische Wiese
In der Sundischen Wiese gab es sowohl ostsee- als auch boddenseitig Küstenüberflutungsmoore. Im Rahmen der umfangreichen Renaturierungsmaßnahme Ostzingst wurde der alte Seedeich im Jahr 2018 mehrfach geschlitzt. Seitdem werden die Flächen nördlich des neuen Seedeiches wieder von Ostseewasser geflutet. Dieses Gebiet wird zudem von jeglicher Nutzung freigehalten, so dass sich hier wieder verschiedene natürliche Moortypen entwickeln können. In den nächsten Jahren ist die Renaturierung der großen Polder in der südlichen Sundischen Wiese geplant. Hier wird künftig sowohl die Überflutung mit Boddenwasser als auch eine Beweidung mit Rindern wieder für die Bildung von Küstenüberflutungsmooren sorgen.
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Weitere Projekte
Im Rahmen des Projektes „Schatz an der Küste“ wurden mit Verbundpartnern im Jahr 2020 die Polder Bresewitz (Halbinsel Bresewitz) und Drammendorf (Westrügen, Rambin) renaturiert. Nach Rückbau der Deichanlagen und Schöpfwerke gelangt auch hier wieder Boddenwasser auf die Weideflächen. Für die Renaturierung des Schwinkels Moores bei Wieck auf dem Darß laufen Planungen. Vorhabenträger ist das Gut Darß, das die Flächen auch bewirtschaftet.