Nothafen Darßer Ort

Ersatzhafen für die Wunde im Nationalpark 

Der Nothafen Darßer Ort ist die größte Wunde in der dynamischen Küstenlandschaft des Nationalparks. Ein Blick auf das Luftbild zeigt, dass die Zufahrtsrinne in den Sandriffen am Darßer Ort immer wieder aufwendig freigebaggert werden muss. Nach jahrelangem Ringen gibt es Hoffnung, dass dieser gravierende Einschnitt in die dynamische Küste bald geschlossen werden kann. 30 Jahre nach Nationalparkgründung wird ein Ersatzhafen in Prerow geplant. 

Luftbild mit Strandsee und Sandbänken und Bagger in der Zufahrt zum Nothafen Darßer Ort in der Kernzone des Nationalparksothafen Darßer Ort © L. Storm

Die Geschichte des Nothafens Darßer Ort 

Der heutige Nothafen wurde Anfang der 1960er Jahre gegen geltendes Naturschutzrecht in die bis dahin unberührte Anlandungsküste gebaut. Er wurde als Küstenhafen für Torpedo-Schnellboote der DDR-Volksmarine genutzt. Der Ottosee, ein flacher Strandsee, wurde für das Hafenbecken massiv ausgebaggert und über eine spundwandbewährte Fahrrinne an die Ostsee angeschlossen.

Durch die natürlichen Anlandungsprozesse versandete die Hafeneinfahrt immer wieder, so dass diese regelmäßig freigebaggert werden musste. Nach der Wende beschloss der Rat des Kreises Ribnitz-Damgarten, dass die Nutzung des ehemaligen Militärhafens ab 1991 ganz eingestellt werden soll. Durch die „Hafennutzungsverordnung des Nothafens Darßer Ort vom 31. März 1994“ wurde der Nothafenstatus jedoch erneuert. Der Hafen wurde nicht stillgelegt und zurückgebaut, sondern immer wieder als Liegeplatz für den Seenotkreuzer der DGzRS und weitere Notliegeplätze ausgebaggert. Aufgrund dieser Verordnung steht er für in Not geratene Segler und Motorboote offen.

Die aktuelle Situation

An diesem Zustand hat sich bis heute nichts geändert. Die Zufahrtsrinne wird aufgrund der starken Naturdynamik immer häufiger ausgebaggert, mitunter mehrmals im Jahr und finanziert durch das Land MV. Damit bleibt der Seenotkreuzer einsatzbereit und zudem ist die Nutzung als Notliegeplatz und Hafenstandort für ortsansässige Fischer gesichert. Alle mit dem Erhalt des Hafens notwendigen Eingriffe stehen im Widerspruch zum Nationalpark-Grundsatz „Natur Natur sein lassen“. Die Anlandungsprozesse am Darßer Ort machen diesen Naturraum zu einer der wertvollsten Landschaften Deutschlands.   

Seit der Gründung des Nationalparks gab es Ideen für einen Alternativhafen. Der WWF Deutschland, anfangs Betreiber des Hafens, erarbeitete verschiedene Konzepte. Seit 2019 steht fest: es wird einen Inselhafen in Prerow als Ersatzhafen geben. Das Land MV, das den Hafen betreiben wird, initiierte das Projekt unter Federführung des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt. Mit dem Bau des Ersatzhafens geht die Renaturierung des Nothafengeländes einher. Der Ottosee wird wieder in seinen natürlichen Zustand abgeflacht und alle baulichen Anlagen werden entfernt. Mit den Renaturierungsmaßnahmen geht eine Anpassung der Besucherlenkung einher.