Nothafen wird wieder Ottosee
Die Natur erobert den Ottosee zurück
Mit der Abnahme der Bauarbeiten am 8. Mai 2024 waren die Arbeiten zur Renaturierung abgeschlossen und kehrte wieder Ruhe ein rund um den Ottosee. Tiere, Pflanzen und Naturfreunde entdeckten das neue Refugium schnell für sich.
Bildergalerie: die Natur kehrt zurück
Mit Schließung des Nothafens begann am 18. September 2023 seine Renaturierung
Zur Wiederherstellung des Naturraums wird der Standort und damit die Funktion des Nothafens mit dem Bau des Ersatzhafens dauerhaft aus der Kernzone des Nationalparks verlegt. Die Baggerungen wurden im Laufe der Zeit immer häufiger notwendig, zuletzt teils mehrmals im Jahr, jeweils finanziert durch das Land M-V. Aus der tief eingeschnittenen Wunde in diesem besonders wertvollen jungen Küstenland wird nun wieder ein Strandsee. Der alte Ottosee wurde abgeflacht, die Fahrrinne beseitigt und alle baulichen Anlagen des Nothafens wie Ufereinfassungen, Steganlagen, Böschungssicherungen, technische Anlagen und Hafenausrüstung wurden zurückgebaut. Das Abbruchmaterial wurde über den Seeweg abtransportiert und einer fachgerechten Entsorgung zugeführt. Zusätzlich erfolgt eine Verringerung der Wassertiefen im Hafenbereich, um dem Zielzustand einer vergleichsweise flachen Lagune bestmöglich zu entsprechen. So wurde der Ottosee wieder ganz zum Refugium von Fischotter, Eisvogel und Co. und ein besonderer Ort des Naturerlebens.
Mit den Renaturierungsmaßnahmen ging eine Anpassung der Besucherlenkung einher. Die Aussichtsplattform erhielt eine neue Zuwegung zum Nordstrand und ein neuer Fahrradparkplatz entstand.
Schritte der Renaturierung
Mitte September 2023 begann der Rückbau der Plattenstraße, die zum Rundwanderweg führt. Die Platten werden in kleinere Segmente zerlegt und entnommen, bevor sie vom Nothafen seeseitig abtransportiert werden. Gleichzeitig lief der Abbau des Holzsteges im Ottosee an. Die 78 ihn tragenden Kiefernpfähle, die nach der Wende gerammt wurden, werden nun unter Einsatz schweren Geräts entfernt. Sie können weiterverwendet werden, da das Salzwasser wie eine Art Konservierung wirkte.
Desweiteren wurden bis Ende des Jahres 2023 das Leitfeuer und ein Lagergebäude auf der westlichen Seite des Nothafens zurückgebaut. Auch der Abschnitt des Plattenweges zwischen Abzweig Nothafen und Einstieg Rundwanderweg wich nun gänzlich. Noch im selben Jahr erfolgte der Rückbau der nördlichen Kaimauer, bevor im Januar 2024 mehrere Firmen mit der Demontage der südlichen Hafenmauer fortfuhren. Da die Standsicherheit der hölzernen Zuwegung zum Nordstrand seit dem Rückbau der südlichen Kaimauer nicht mehr gegeben war, baute der Technische Dienst des Nationalparkamtes im Februar einen neuen Zugang. Ende Februar wurden die Buhnen östlich der Fahrrinne unter Einsatz schweren Geräts gezogen. Im März fanden abschließende Arbeiten im Bereich der alten östlichen Kaimauer statt und wurden letzte Platten entfernt.
Die Bildergalerie zeigt die Rückbauarbeiten bis zum März 2024.
Ein neues Kapitel begann 2014
Seit der Gründung des Nationalparks gab es Ideen für einen Alternativhafen. Der WWF Deutschland, Betreiber des Hafens, erarbeitete verschiedene Konzepte. Um den naturschutzfachlichen Anforderungen in der Kernzone des Nationalparks gerecht zu werden, initiierte das Land MV unter Federführung des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt unter Minister Dr. Till Backhaus ein Projekt zum Bau eines Ersatzhafens. Ziel war es, die Sicherheit auf See im Havariefall und den Standort für die Seenotrettung sowie Liegeplätze für die ortansässigen Fischer zu gewährleisten. Einhergehen sollte dies mit einer angepassten Anzahl an Gast-Liegeplätzen und zugleich minimalen Eingriffen in die Natur und Küstenprozesse. Die Realisierbarkeit als Inselhafen wurde 2014 in einer Variantenstudie untersucht und nachgewiesen. Auf Grundlage dieser Studie, der Beschlüsse der Landesregierung und einem intensiven Abstimmungsprozess mit der Gemeinde Prerow wurden 2016 die technischen Planungen für den Inselhafen Prerow begonnen.
Planung und Bau des Ersatzhafens
Die Zulassung des Vorhabens zur Erlangung der baurechtlichen Voraussetzungen erfolgte in einem Planfeststellungsverfahren im Jahr 2020, dessen Beschluss im folgenden Frühjahr erlassen wurde. Somit lagen ab 2021 die wesentlichen genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung eines Ersatzhafens und den Rückbau des Nothafens Darßer Ort vor.
Auch nach Baubeginn des Ersatzhafens im Jahr 2022 lief der Betrieb des Nothafens Darßer Ort weiter. Durch wiederholte Baggerungen der Zufahrtsrinne blieb der Seenotkreuzer einsatzbereit. Zudem waren die Nutzung als Notliegeplatz und Hafenstandort für ortsansässige Fischer gesichert und Liegemöglichkeiten für den am Bau beteiligten Schiffsverkehr gegeben.
Die Finanzierung des Vorhabens, dessen Kosten sich auf 42 Millionen Euro belaufen, erfolgt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Die Geschichte des Nothafens Darßer Ort
Der heutige Nothafen wurde Anfang der 1960er Jahre gegen geltendes Naturschutzrecht in die bis dahin unberührte Anlandungsküste gebaut. Er wurde als Küstenhafen für Torpedo-Schnellboote der DDR-Volksmarine genutzt. Der Ottosee, ein flacher Strandsee, wurde für das Hafenbecken massiv ausgebaggert und über eine spundwandbewährte Fahrrinne an die Ostsee angeschlossen.
Durch die natürlichen Anlandungsprozesse versandete die Hafeneinfahrt immer wieder, so dass diese regelmäßig freigebaggert werden musste. Nach der Wende beschloss der Rat des Kreises Ribnitz-Damgarten, dass die Nutzung des ehemaligen Militärhafens ab 1991 ganz eingestellt werden soll. Durch die „Hafennutzungsverordnung des Nothafens Darßer Ort vom 31. März 1994“ wurde der Nothafenstatus jedoch erneuert. Der Hafen wurde nicht stillgelegt und zurückgebaut, sondern immer wieder als Liegeplatz für den Seenotkreuzer der DGzRS und weitere Notliegeplätze ausgebaggert. Aufgrund dieser Verordnung steht er für in Not geratene Segler und Motorboote offen.
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