Die Boddengewässer im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Die beiden Boddenketten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Im Nationalpark gibt es zwei große Boddenbereiche. Die Darß-Zingster Boddenkette wird durch die Halbinsel Darß-Zingst von der Ostsee getrennt. Für die Westrügenschen Bodden bildet die Insel Hiddensee die Barriere zur offenen Ostsee.
Während in der Darß-Zingster-Boddenkette das Sediment überwiegend mit Schlamm bedeckt ist, besteht der Bodengrund der Westrügenschen Bodden größtenteils aus Sanden. Hier ist zudem im Durchschnitt der Salzgehalt höher als in der Darß-Zingster-Boddenkette. Die Sauerstoffversorgung im Sediment ist in den westrügenschen Bodden deshalb meist besser.
Qualität abhängig vom Umland
Durch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und die Entwässerung der Moore haben sich in der Vergangenheit vor allem die Lebensgemeinschaften der Darß-Zingster Boddenkette verändert. Durch die darauffolgende starke Planktonentwicklung beträgt die Sichttiefe oft weniger als einen Meter. Die Gewässerqualität ist in den vergangenen Jahrzehnten durch Reduzierung der Stoffeinträge verbessert worden. Durch die noch erkennbaren Folgen der Vergangenheit sind die Bodden jedoch nach wie vor sehr nährstoffreiche Gewässer.
Vielfältige Lebensgemeinschaften
Die Unterwasservegetation der Bodden wird von großflächigen Rasen verschiedener Armleuchteralgen (Charophyceae) und der Meer-Salde (Ruppia maritima) gebildet. In nährstoffreichen Boddengewässern wächst weiträumig das Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus). Tiefere Bereiche (oft schon ab 70 cm) sind aufgrund von Lichtmangel unbewachsen.
Eine Vielzahl an Kleinstlebewesen besiedelt die Boddengewässer. Schwefelpurpurbakterien liegen auf dem Sediment. Sie ernähren sich von Huminstoffen. Auch Cyanobakterienkommen in kleinen Kolonien vor. Verschiedene Rädertiere, Ruderfußkrebse, aber auch Asseln, Würmer und Bachflohkrebse leben in den Bodden. Besonders Ruderfußkrebse spielen als Fischlarvennahrung eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz.
In den salzreicheren Bodden leben viele verschiedene Borstenwurmarten sowie Herz- und Sandklaffmuscheln (Cerastoderma edule, Mya arenaria). Sie sind die Grundlage für die reichen Fisch- und Vogelbestände. Typische Süßwasserfische sind beispielsweise Brasse (Abramis brama) und Zander (Sander lucioperca), häufige Meeresfische Hering (Clupea harengus) und Flunder (Platichthys flesus).
Reiher- und Tafelenten (Aythya fuligula, Aythya ferina) ernähren sich von wirbellosen Bodentieren, aber auch Pflanzenfresser wie der Höckerschwan (Cygnus olor) oder Mittel- und Gänsesäger (Mergus serrator, Mergus merganser), die sich von Fisch ernähren, sind häufige Wasservögel am Bodden.
Wichtige Schlaf- und Ruheplätze
Die großen Wasserflächen der Bodden sind wichtige Schlaf- und Ruheplätze für Gänse. Ab Juli sammeln sich dort bis zu 40.000 Graugänse (Anser anser) zum Weiterzug nach West- und Südeuropa. Im September erreichen dann Bläss- und Saatgänse (Anser albifrons, Anser fabalis) die Boddengewässer des Nationalparks. Insgesamt ca. 100.000 Grau-, Saat- und Blässgänse rasten im Herbst auf diesen Wasserflächen.