Die Boddengewässer im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Die Lagunen der Ostsee

Bodden sind durch Inseln oder Landzungen vom Meer abgetrennte flache Küstengewässer. Eigentlich nennt man solche Gewässer Lagunen. Das Wort Bodden kommt aus dem Niederdeutschen und bedeutet “Boden” oder “Grund”. Wesentliche Unterschiede im Vergleich zur Ostsee sind beispielsweise der geringere Salzgehalt, der fehlende Seegang und der erheblich größere Nährstoffreichtum.

Ausgedehnte Schilfgürtel umrahmen die meisten Boddengewässer. © Jürgen Reich
Ausgedehnte Schilfgürtel umrahmen die meisten Boddengewässer.
Ausgedehnte Schilfgürtel umrahmen die meisten Boddengewässer.
Die Bodden sind auch ein Paradies für Wasservögel. Hier fliegt ein Schwarm Reiherenten. © Jürgen Reich
Die Bodden sind auch ein Paradies für Wasservögel. Hier fliegt ein Schwarm Reiherenten.
Die Bodden sind auch ein Paradies für Wasservögel. Hier fliegt ein Schwarm Reiherenten.
Auf diesem Luftbild sieht man sehr gut, wie die Ostsee Sand zwischen dem Pramort (rechts im Bild) und den Werderinseln (unten) in die Bodden hineingedrückt hat. © Lutz Storm
Auf diesem Luftbild sieht man sehr gut, wie die Ostsee Sand zwischen dem Pramort (rechts im Bild) und den Werderinseln ...
Auf diesem Luftbild sieht man sehr gut, wie die Ostsee Sand zwischen dem Pramort (rechts im Bild) und den Werderinseln (unten) in die Bodden hineingedrückt hat.

Die beiden Boddenketten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Im Nationalpark gibt es zwei große Boddenbereiche. Die Darß-Zingster Boddenkette wird durch die Halbinsel Darß-Zingst von der Ostsee getrennt.  Für die Westrügenschen Bodden bildet die Insel Hiddensee die Barriere zur offenen Ostsee.

Während in der Darß-Zingster-Boddenkette das Sediment überwiegend mit Schlamm bedeckt ist, besteht der Bodengrund der Westrügenschen Bodden größtenteils aus Sanden. Hier ist zudem im Durchschnitt der Salzgehalt höher als in der Darß-Zingster-Boddenkette. Die Sauerstoffversorgung im Sediment ist in den westrügenschen Bodden deshalb meist besser.

Qualität abhängig vom Umland

Durch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und die Entwässerung der Moore haben sich in der Vergangenheit vor allem die Lebensgemeinschaften der Darß-Zingster Boddenkette verändert. Durch die darauffolgende starke Planktonentwicklung beträgt die Sichttiefe oft weniger als einen Meter. Die Gewässerqualität ist in den vergangenen Jahrzehnten durch Reduzierung der Stoffeinträge verbessert worden. Durch die noch erkennbaren Folgen der Vergangenheit sind die Bodden jedoch nach wie vor sehr nährstoffreiche Gewässer.

Vielfältige Lebensgemeinschaften

Die Unterwasservegetation der Bodden wird von großflächigen Rasen verschiedener Armleuchteralgen (Charophyceae) und der Meer-Salde (Ruppia maritima) gebildet. In nährstoffreichen Boddengewässern wächst weiträumig das Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus). Tiefere Bereiche (oft schon ab 70 cm) sind aufgrund von Lichtmangel unbewachsen.

Eine Vielzahl an Kleinstlebewesen besiedelt die Boddengewässer. Schwefelpurpurbakterien liegen auf dem Sediment. Sie ernähren sich von Huminstoffen. Auch Cyanobakterien, die zur Gruppe der Algen gehören, kommen in kleinen Kolonien vor. Sie produzieren sehr viel Sauerstoff. Verschiedene Rädertiere, Ruderfußkrebse, aber auch Asseln, Würmer und Bachflohkrebse leben in den Bodden. Besonders Ruderfußkrebse spielen als Fischlarvennahrung eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz.

In den salzreicheren Bodden leben viele verschiedene Borstenwurmarten sowie Herz- und Sandklaffmuscheln (Cerastoderma edule, Mya arenaria). Sie sind die Grundlage für die reichen Fisch- und Vogelbestände. Typische Süßwasserfische sind beispielsweise Brasse (Abramis brama) und Zander (Sander lucioperca), häufige Meeresfische Hering (Clupea harengus) und Flunder (Platichthys flesus).

Reiher- und Tafelenten (Aythya fuligula, Aythya ferina) ernähren sich von wirbellosen Bodentieren, aber auch Pflanzenfresser wie der Höckerschwan (Cygnus olor) oder Mittel- und Gänsesäger (Mergus serrator, Mergus merganser), die sich von Fisch ernähren, sind häufige Wasservögel am Bodden.

Wichtige Schlaf- und Ruheplätze

Die großen Wasserflächen der Bodden sind wichtige Schlaf- und Ruheplätze für Gänse. Ab Juli sammeln sich dort bis zu 40.000 Graugänse (Anser anser) zum Weiterzug nach West- und Südeuropa. Im September erreichen dann Bläss- und Saatgänse (Anser albifrons, Anser fabalis) die Boddengewässer des Nationalparks. Insgesamt ca. 100.000 Grau-, Saat- und Blässgänse rasten im Herbst auf diesen Wasserflächen.