Die Moore im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Lebensräume der Extreme
Arten, die im Moor leben, sind oft Spezialisten und daher selten. Die meisten Moore im Nationalpark nutzten die Menschen in der Vergangenheit für die Forst- und Landwirtschaft und beeinflussten damit gravierend ihren Wasserhaushalt. Typische Tier- und Pflanzenarten der Moore verschwanden. Wiedervernässungen, die eine natürliche Moorentwicklung wieder in Gang setzen, dienen nicht nur dem Artenschutz. Ein Moor mit ungestörtem Wasserhaushalt bindet dauerhaft Kohlenstoff im Torfkörper. Entwässerte Moore hingegen emittieren große Mengen Treibhausgase. Darum bedeutet Moorschutz auch Klimaschutz, hier und weltweit.
Die Hälfte der Nationalpark-Moore erstrecken sich als flache Küstenüberflutungsmoore über Inseln und an Boddenufern mit ihren landschaftstypischen Salzwiesen. Ihre Wasserversorgung hängt von regelmäßigen Überflutungen durch Brack- und Ostseewasser ab. Auf feuchten Niederungen, die durch Dünen und Strandwälle vor Überflutungen geschützt waren, konnten dagegen süßwassergeprägte Versumpfungsmoore und Verlandungsmoore und in weiterer Folge durch Torfmoose geprägte Regenmoore aufwachsen.
Osterwald
Der Osterwald auf dem Zingst liegt in der Zone II des Nationalparks und gehört mit 350 ha Größe zu den vier größten Regenmooren in Mecklenburg-Vorpommern. Als einziges wurzelechtes Regenmoor des Landes ist es nicht aus einem Niedermoor oder verlandeten Gewässer, sondern direkt auf sandigem Untergrund gewachsen. Entwässerungen überformten und veränderten auch dieses 950 Jahre alte Hochmoor nachhaltig. Dadurch trocknete der Boden aus und es kam zu einer dichteren Waldbedeckung. Die Bewaldung verstärkte die Trockenlegung des Osterwaldes. Im Zuge der Wiedervernässung weichen die wasserzehrenden Fichtenforste. Wollgras und Sumpfporst kehren zurück in den typischen lichten Moorwald aus Moorbirken, Kiefern und Eichen.
Sundische Wiese
In der Sundischen Wiese entstanden und entstehen sowohl ostsee- als auch boddenseitig Küstenüberflutungsmoore. Im Rahmen der umfangreichen Renaturierungsmaßnahme Ostzingst wurde der alte Seedeich im Jahr 2018 mehrfach geschlitzt. Seitdem sorgt einströmendes Ostseewasser nördlich des neuen Seedeiches für Moore von morgen. Hier entstehen Versumpfungsmoore, in den Moorteichen wachsen Verlandungsmoore. Gänse- und Kranichpaare erobern in den versunkenen Wäldern der nördlichen Sundischen Wiese eine gut geschützte Moorwildnis.
Darßwald
Ausgedehnte Waldmoore befinden sich neben dem Osterwald auch im Darßwald. Teilweise blieben sie in ihrer Ursprünglichkeit erhalten, große Teile wurden durch Entwässerungen des Umlandes beeinflusst und werden schrittweise wiedervernässt. Lediglich im westlichen Teil des Darßes blieben Erlenbruchwälder mit natürlichem Wasserhaushalt erhalten. Im Vordarß bildeten sich eins, nachdem der Zustrom der Ostsee versandete, Versumpfungs- und Verlandungsmoore (Niedermoore) aus. Auf ihnen wuchs ein Regenmoor (Hochmoor) auf, das von einem pfeifengrasreichen, lichten Kiefern-Eichen-Birkenwald geprägt ist.
Tiere und Pflanzen im Moor
Moore beherbergen eine einzigartige Fauna und Flora – vom insektenfressenden Sonnentau, über wurzellose Torfmoose (Sphagnum) und dem vom Aussterben bedrohten Hochmoorbläuling (Plebeius optilete), bis zum Moorfrosch (Rana arvalis), der zur Laichzeit im Frühjahr eine intensive Blaufärbung entwickelt. Kraniche (Grus grus) finden in Mooren ideale Nistplätze. Auf kleinen von Wasser umgebenen Inseln sind sie bestens vor Fraßfeinden geschützt.
In nassen Partien im Oster- und Darßwald wachsen Sumpfschwertlilien (Iris pseudacorus) und im Juni verwandelt die Wasserfeder (Hottonia palustris) Moorgewässer in einen zartrosa Blütenteppich. An den feuchten Standort ist auch die Moorbirke (Betula pubescens) – Baum des Jahres 2023 – perfekt angepasst. Spezielle Insektenarten, wie seltene Blatt- und Rüsselkäfer oder auch Moorbirken- und Moorbreitrüssler, sind auf sie angewiesen.
Schon gewusst?
Das Prerower Torfmoor im Salzstein bei Wieck ist mit mehr als 10.000 Jahren das älteste Moor im Nationalpark. Seine Torfmächtigkeit beträgt 4,30 m.
Hier erfahren Sie mehr zur Moorrenaturierung im Nationalpark.