Die Salzgraswiesen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Management für Brutvögel

In den seltener überfluteten Landbereichen oberhalb der Mittelwasserlinie hat sich an den Boddenufern unter dem Einfluss des Brackwassers eine Salzgrasvegetation ausgebildet. Allerdings nur, weil diese Bereiche über Jahrhunderte hin beweidet wurden. Auf den meisten dieser Flächen würde sonst Röhricht wachsen.

Volle Salzasterblüte an einer Lagune der Insel Heuwiese. © Jürgen Reich
Volle Salzasterblüte an einer Lagune der Insel Heuwiese.
Volle Salzasterblüte an einer Lagune der Insel Heuwiese.
Die Insel Kirr von oben. Gut sichtbar ist das verzweigte Netz der Priele. © Jürgen Reich
Die Insel Kirr von oben. Gut sichtbar ist das verzweigte Netz der Priele.
Die Insel Kirr von oben. Gut sichtbar ist das verzweigte Netz der Priele.
Im Herbst wird der Queller, hier im Überflutungsbereich auf der Insel Heuwiese, rot. Botaniker sprechen dann von den „Röten“. © Jürgen Reich
Im Herbst wird der Queller, hier im Überflutungsbereich auf der Insel Heuwiese, rot. Botaniker sprechen dann von den ...
Im Herbst wird der Queller, hier im Überflutungsbereich auf der Insel Heuwiese, rot. Botaniker sprechen dann von den „Röten“.

Was sind Salzgraswiesen?

Zeitweise überflutete Wiesenflächen haben eine ganz besondere Vegetation ausgebildet. Unter Einfluss des Brackwassers von Ostsee und Bodden gedeihen Pflanzen besonders gut, die mit Salz im Wasser gut zurechtkommen. In den Salzgraswiesen der Boddenlandschaft finden sich vor allem natürliche, meist von Süßgräsern dominierte Kräutergesellschaften, die beinahe das gesamte Spektrum der typischen Salzgraslandflora der mitteleuropäischen Meeresküsten umfassen.

Große Salzwiesen befinden sich auf den Inseln Kirr, Barther Oie, Schmidtbülten, Ummanz und Hiddensee. Teilweise gehören sie zu den Küstenüberflutungsmooren. Kleinflächig kommen Salzgraswiesen auch ohne Beweidung durch Rinder, also ganz natürlich vor. Dies sind meist Grenzstandorte, an denen das Röhricht nicht recht Fuß fassen kann, oder Stellen, an denen Wildtiere die Flächen kurzfressen.

Die Pflanzenwelt der Salzgraswiesen

Die zentrale Pflanzengesellschaft der Salzwiesen ist die Boddenbinsenweide (Juncetum gerardii). Daneben kommen typische Arten wie der Strand-Dreizack (Triglochin maritima), Strand-Wegerich (Plantago maritima) und Rotschwingel (Festuca rubra) vor. In den feuchteren und salzigeren Bereichen entstehen vor allem bei stärkerer Beweidung Andelrasen. Diese Pflanzengesellschaft ist meist sehr kurzrasig, da sie vom Weidevieh und rastenden Vögeln, v. a. Gänsen, bevorzugt verzehrt wird.

Die “Röten” – eine Besonderheit der Salzgraswiesen

In den im Sommer austrocknenden Vertiefungen, den sogenannten “Röten”, stellen sich extreme Bedingungen ein. Die Senken sind im Frühjahr durch die Überflutungen mit Wasser gefüllt, der Boden trocknet jedoch im Laufe des Frühjahrs oder Sommers ab, fällt völlig trocken und zeigt bei weiterer Austrocknung Trockenrisse. Durch die Verdunstung erhöht sich der Salzgehalt des Bodens. Es kann sogar zu Salzausblühungen kommen. In diesen Vertiefungen stinkt es oft nach faulen Eiern, weil durch Fäulnisvorgänge das für die meisten Organismen hochgiftige Gas Schwefelwasserstoff (H2S) entsteht.

Die Tierwelt der Salzgraswiesen

Zahlreiche Küstenvögel nutzen die Salzwiesen im Nationalpark als Brutplatz. Vögel wie Kiebitz (Vanellus vanellus), Rotschenkel (Tringa totanus), Uferschnepfe (Limosa limosa) und Brandseeschwalbe (Thalasseus sandvicensis) finden hier ideale Bedingungen. Das Gras ist hoch genug, um die Eier darin gut zu verstecken und kurz genug um Feinde rechtzeitig erkennen zu können. Auch Singvögel wie die Schafstelze (Motacilla flava) oder der Wiesenpieper (Anthus pratensis) sind typische Bewohner der Salzwiesen. Gänse und Pfeifenten (Mareca penelope) weiden ganzjährig auf den Flächen. Unter den Insekten kommen seltene, spezialisierte Laufkäferarten vor und auch die Schmetterlingsfauna ist bemerkenswert.