Die Salzgraswiesen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Was sind Salzgraswiesen?
Zeitweise überflutete Wiesenflächen haben eine ganz besondere Vegetation ausgebildet. Unter Einfluss des Brackwassers von Ostsee und Bodden gedeihen Pflanzen besonders gut, die mit Salz im Wasser gut zurechtkommen. In den Salzgraswiesen der Boddenlandschaft finden sich vor allem natürliche, meist von Süßgräsern dominierte Kräutergesellschaften, die beinahe das gesamte Spektrum der typischen Salzgraslandflora der mitteleuropäischen Meeresküsten umfassen.
Große Salzwiesen befinden sich auf den Inseln Kirr, Barther Oie, Schmidtbülten, Ummanz und Hiddensee. Teilweise gehören sie zu den Küstenüberflutungsmooren. Kleinflächig kommen Salzgraswiesen auch ohne Beweidung durch Rinder, also ganz natürlich vor. Dies sind meist Grenzstandorte, an denen das Röhricht nicht recht Fuß fassen kann, oder Stellen, an denen Wildtiere die Flächen kurzfressen.
Die Pflanzenwelt der Salzgraswiesen
Die zentrale Pflanzengesellschaft der Salzwiesen ist die Boddenbinsenweide (Juncetum gerardii). Daneben kommen typische Arten wie der Strand-Dreizack (Triglochin maritima), Strand-Wegerich (Plantago maritima) und Rotschwingel (Festuca rubra ssp. litoralis) vor. In den feuchteren und salzigeren Bereichen entstehen vor allem bei stärkerer Beweidung Andelrasen. Diese Pflanzengesellschaft ist meist sehr kurzrasig, da sie vom Weidevieh und rastenden Vögeln, v. a. Gänsen, bevorzugt verzehrt wird.
Die “Röten” – eine Besonderheit der Salzgraswiesen
In den im Sommer austrocknenden Vertiefungen, den sogenannten “Röten”, stellen sich extreme Bedingungen ein. Die Senken sind im Frühjahr durch die Überflutungen mit Wasser gefüllt, der Boden trocknet jedoch im Laufe des Frühjahrs oder Sommers ab, fällt völlig trocken und zeigt bei weiterer Austrocknung Trockenrisse. Durch die Verdunstung erhöht sich der Salzgehalt des Bodens. Es kann sogar zu Salzausblühungen kommen. In diesen Vertiefungen stinkt es oft nach faulen Eiern, weil durch Fäulnisvorgänge das für die meisten Organismen hochgiftige Gas Schwefelwasserstoff (H2S) entsteht.
Die Tierwelt der Salzgraswiesen
Zahlreiche Küstenvögel nutzen die Salzwiesen im Nationalpark als Brutplatz. Vögel wie Kiebitz (Vanellus vanellus), Rotschenkel (Tringa totanus), Uferschnepfe (Limosa limosa) und Brandseeschwalbe (Thalasseus sandvicensis) finden hier ideale Bedingungen. Das Gras ist hoch genug, um die Eier darin gut zu verstecken und kurz genug um Feinde rechtzeitig erkennen zu können. Auch Singvögel wie die Schafstelze (Motacilla flava) oder der Wiesenpieper (Anthus pratensis) sind typische Bewohner der Salzwiesen. Gänse und Pfeifenten (Mareca penelope) weiden ganzjährig auf den Flächen. Unter den Insekten kommen seltene, spezialisierte Laufkäferarten vor und auch die Schmetterlingsfauna ist bemerkenswert.