Die Strände im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Wo Wasser und Land direkt aufeinandertreffen

Strände befinden sich im Nationalpark vorwiegend an der Ostseeküste. Boddenseitig gibt es nur kurze und meist sehr schmale Strandabschnitte. Eine Besonderheit ist der Blockstrand unterhalb des Dornbuschs, wo neben kleinerem Geröll auch große Findlinge die Wasserkante markieren.

Der Strand auf dem Neuen Bessin darf sich vom Menschen unbeeinflusst entwickeln. © Ingolf Stodian
Der Strand auf dem Neuen Bessin darf sich vom Menschen unbeeinflusst entwickeln.
Der Strand auf dem Neuen Bessin darf sich vom Menschen unbeeinflusst entwickeln.
Die Steine auf dem Blockstrand am Dornbusch auf Hiddensee kommen aus dem dortigen Steilufer. © Annett Storm
Die Steine auf dem Blockstrand am Dornbusch auf Hiddensee kommen aus dem dortigen Steilufer.
Die Steine auf dem Blockstrand am Dornbusch auf Hiddensee kommen aus dem dortigen Steilufer.
Das Strandmilchkraut ist eine der ersten Pflanzen, die nährstoffreiche Strände besiedeln können. © Jürgen Reich
Das Strandmilchkraut ist eine der ersten Pflanzen, die nährstoffreiche Strände besiedeln können.
Das Strandmilchkraut ist eine der ersten Pflanzen, die nährstoffreiche Strände besiedeln können.

Lebensraum für Spezialisten

Der Strand ist ein extremer Lebensraum. Starker Wind, dauernde Sandüberwehung, Salzeintrag und nicht zuletzt eine zeitweise Überflutung mit salzhaltigem Wasser sind Widrigkeiten, denen die Besiedler erst einmal gewachsen sein müssen. Die Tiere und Pflanzen des Strandes sind an diese lebensfeindlichen Bedingungen angepasst und deshalb oft stark spezialisiert.

Typische Pflanzen der sandigen Strände des Nationalparks sind Meersenf (Cakile maritima spp. baltica), Salzkraut (Salsola kali), Salzmiere (Honckenya peploides) und Strand-Quecke (Agropyron junceum). An den geröll- und basenreicheren Strandabschnitten, vornehmlich im Nordteil der Insel Hiddensee, wächst der Meerkohl (Crambe maritima). Typisch für den Spülsaumbereich sind einige Gänsefuß- und Meldenarten (Chenopodium, Atriplex). Die meisten Pflanzen des Strandes sind sehr kurzlebig. Sie keimen erst im späten Frühjahr, fruchten bereits im Frühherbst und entgehen so den winterlichen Sturmhochwässern, die sie als Samen überdauern.

Die Basis des Wachstums

Der wichtigste Nährstofflieferant für die Pflanzen des Strandes ist der Spülsaum. Dieser Uferbereich besteht überwiegend aus angespültem Seegras (Zostera spp.) und anderen Pflanzenresten sowie Muscheln, Krebstieren und Holz und zieht sich oft als Streifen küstenparallel über den Strand. Durch die Entfernung dieses Materials an Badestränden verliert die Vegetation ihre wichtigste Nährstoffquelle. An touristischen Stränden kommt immer auch eine starke Trittbelastung hinzu.

Auf den erosionsgefährdeten Stränden in Siedlungsnähe wird darüber hinaus regelmäßig künstlich Sand zum Zweck des Küstenschutzes aufgespült. Unter diesen Bedingungen hat die Vegetation kaum noch eine Chance, sich zu entwickeln. Bei den meisten Menschen hat sich deshalb das Bild eines Strandes als breites, vegetationsloses, feinsandiges Band eingeprägt.

Im Spülsaum lebt eine Vielzahl von kleinen Gliedertieren wie Strandflohkrebse (Talitrus spp.) und eine große Zahl kleiner Insekten. Für rastende und brütende Watvögel wie Regenpfeifer (Charadrius spp.) und Strandläufer (Calidris spp.) sind diese eine wichtige Nahrungsquelle.

Strände, die nur der Natur gehören

Es gibt im Nationalpark einige wenige Strände, die nicht vom Menschen begangen werden. Dazu zählen der Darßer Ort, der Ostzingst, der Gellen, der Neue Bessin und der Südbug. Diese Strände bieten ein völlig anderes Bild, als wir es von Badestränden her kennen. Ein natürlicher Strand ist in Anlandungsbereichen zu großen Teilen mit Vegetation bedeckt. Lediglich unterhalb des Spülsaums fehlt Pflanzenwuchs völlig. Auf dem Strand wachsen immer wieder einzelne Pflanzen, die von den Nährstoffen im Spülsaum leben. Im rückwärtigen Teil des Strandes ist oft eine dichte Vegetation entwickelt. Auf vegetationsfreien und nur spärlich bewachsenen Strandabschnitten brüten Zwergseeschwalben (Sterna albifrons) und Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula). Auch der sehr seltene Küstensandlaufkäfer hat hier sein zu Hause. Da er seine Wohnröhren senkrecht in den Strandboden baut, kann er nur dort existieren, wo wir Menschen den Strand nicht betreten.

Vom Sturm am Strand angespühltes Seegras © Annett Storm
Vom Sturm am Strand angespühltes Seegras

Seegras am Strand


Immer wieder bringen Stürme Pflanzen oder Tiere an den Strand. Im Herbst ist es oft frisches Seegras. Dies darf im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft liegen bleiben. Es wird oft vom Sand überweht und hält später dann erste Nährstoffe für die Dünenpflanzen bereit.