Die Windwatten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Mal Meer, mal Land

Im Bereich des Nationalparks sind die Gezeiten der Ozeane kaum spürbar. Dennoch treten regelmäßig Wasserstandsschwankungen auf, die vor allem durch Windeinwirkungen hervorgerufen werden. Man spricht daher bei den gelegentlich trocken fallenden Wattflächen des Nationalparks von Windwatten.

Auf den ersten Blick nur Sand und Wasser. Im Boden verstecken sich unzählige Muscheln und Würmer. Zudem läd es Wasser und Watvögel zum rasten ein. © Jürgen Reich
Auf den ersten Blick nur Sand und Wasser. Im Boden verstecken sich unzählige Muscheln und Würmer. Zudem lädt es Wasser- ...
Auf den ersten Blick nur Sand und Wasser. Im Boden verstecken sich unzählige Muscheln und Würmer. Zudem lädt es Wasser- und Watvögel zum Rasten ein.
Nicht nur für diese beiden Alpenstrandläufer hält das Windwatt einen reich gedeckten Tisch parat. © Klaus Haase
Nicht nur für Alpenstrandläufer hält das Windwatt einen reich gedeckten Tisch bereit.
Nicht nur für Alpenstrandläufer hält das Windwatt einen reich gedeckten Tisch bereit.
Das kilometerlange Windwatt zwischen der Sundischen Wiese und Hiddensee ist ein eindrucksvoller Lebensraum. © Lutz Storm
Das kilometerlange Windwatt zwischen der Sundischen Wiese und Hiddensee ist ein eindrucksvoller Lebensraum.
Das kilometerlange Windwatt zwischen der Sundischen Wiese und Hiddensee ist ein eindrucksvoller Lebensraum.

Lebensraum der Extreme

Sehr extreme Umweltbedingungen prägen diesen Lebensraum. Wochenlangem Trockenfallen folgt unter Umständen eine tagelange Überflutung, Salzarmut bei Regenfällen folgt ein extremer Anstieg der Salzkonzentration bei sommerlicher Verdunstung. Die tagsüber bei direkter Sonneneinstrahlung überhitzten Flächen kühlen nachts stark aus.

Speisekammer und Ruheraum zugleich

Nur sehr wenige wirbellose Tierarten können daher im Windwatt existieren. Diese kommen dort aber in ungeheuren Individuenzahlen vor. Sie sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele im Nationalpark vorkommende Watvogelarten. Viele Watvögel, wie Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) und Sanderlinge (Calidris alba), suchen dort einen Großteil ihrer Nahrung.

Zusätzlich bieten die Wattflächen einen sicheren Ruheraum für Vögel und Robben. In diesem offenen und übersichtlichen Biotop können Feinde von den ruhenden Tieren frühzeitig erkannt werden. Das Windwatt nördlich der Insel Bock dient im Herbst zudem mehreren tausend Kranichen (Grus grus) auf dem alljährlichen Herbstzug als Übernachtungsort.

Das Watt am Dornbusch auf Hiddensee

Unterhalb der Moränensteilküste des Dornbuschs bei Hiddensee befindet sich eine Sonderform der Wattflächen. Dieses Watt ähnelt in weiten Bereichen einem Felswatt, da hier viele egroße Steine liegen. Die Flora und Fauna ist völlig anders als auf den übrigen Wattflächen. In den tieferen Bereichen wachsen Blasentang (Fucus vesiculosus) und andere Großalgen in hoher Dichte. Steinwälzer (Arenaria interpres) und Meerstrandläufer (Calidris maritima) sind durchziehende Watvogelarten, die speziell an diesen felsigeren Ufertyp angepasst sind.