Die Windwatten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Lebensraum der Extreme
Sehr extreme Umweltbedingungen prägen diesen Lebensraum. Wochenlangem Trockenfallen folgt unter Umständen eine tagelange Überflutung, Salzarmut bei Regenfällen folgt ein extremer Anstieg der Salzkonzentration bei sommerlicher Verdunstung. Die tagsüber bei direkter Sonneneinstrahlung überhitzten Flächen kühlen nachts stark aus.
Speisekammer und Ruheraum zugleich
Nur sehr wenige wirbellose Tierarten können daher im Windwatt existieren. Diese kommen dort aber in ungeheuren Individuenzahlen vor. Sie sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele im Nationalpark vorkommende Watvogelarten. Viele Watvögel, wie Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) und Sanderlinge (Calidris alba), suchen dort einen Großteil ihrer Nahrung.
Zusätzlich bieten die Wattflächen einen sicheren Ruheraum für Vögel und Robben. In diesem offenen und übersichtlichen Biotop können Feinde von den ruhenden Tieren frühzeitig erkannt werden. Das Windwatt nördlich der Insel Bock dient im Herbst zudem mehreren tausend Kranichen (Grus grus) auf dem alljährlichen Herbstzug als Übernachtungsort.
Das Watt am Dornbusch auf Hiddensee
Unterhalb der Moränensteilküste des Dornbuschs bei Hiddensee befindet sich eine Sonderform der Wattflächen. Dieses Watt ähnelt in weiten Bereichen einem Felswatt, da hier viele egroße Steine liegen. Die Flora und Fauna ist völlig anders als auf den übrigen Wattflächen. In den tieferen Bereichen wachsen Blasentang (Fucus vesiculosus) und andere Großalgen in hoher Dichte. Steinwälzer (Arenaria interpres) und Meerstrandläufer (Calidris maritima) sind durchziehende Watvogelarten, die speziell an diesen felsigeren Ufertyp angepasst sind.