Die Pflanzenwelt der Moore

Moore verlangen ihren Bewohnern einiges ab und so haben sich über die Jahrtausende wahre Überlebenskünstler entwickelt, die mit dem nährstoffarmen und sauren Lebensraum zurechtkommen.

Rundblättriger Sonnentau © Jürgen Reich
In dem klebrigen Fangschleim auf den Tentakeln des Rundblättrigen Sonnentaus (Drosera rotundifolia) verfangen sich Insekten, aus denen die Pflanze die benötigten Nährstoffe zieht.

Lebensraum der Extreme

An den stickstoffarmen Boden hat sich auch der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) perfekt angepasst. Die insektenfressende Pflanze zieht die benötigten Nährstoffe aus Insekten, die sich in dem klebrigen Fangschleim auf den roten Tentakeln verfangen. Der Name des Sonnentaus rührt daher, dass man früher dachte, die kleinen Tropfen seien Tautropfen. Dabei handelt es sich jedoch um ein enzymhaltiges Sekret, das die Pflanze ausscheidet. Torfabbau und die Entwässerung der Moore lassen den Lebensraum dieser und anderer Drosera-Arten verschwinden. Im Nationalpark findet sie geschützte Natur und kommt vor allem auf dem Hiddenseer Gellen vor.

Schmalblättriges Wollgras in der Blüte © Jürgen Reich
Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium)

Dort wächst auch das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium). Die Pflanze mit dem für sie charakterischen weißen Wollschopf kennzeichnet Zwischen- und Hochmoore und bildet Rhizome und lange Ausläufer aus. Sie steht auf der Vorwarnstufe der Roten Liste.

Binsen-Schneide © M. Miksch
Binsen-Schneide (Cladium mariscus)

Auf zeitweise überschwemmten, basenreichen, schlammigen Böden auf dem Darß bildet – meist an Gewässerrändern und in Brachen von Niedermooren – die Binsen-Schneide (Cladium mariscus) oft große und dicht wachsende Bestände. Die wintergrüne, ausdauernde Pflanze erreicht eine Höhe von bis zu zwei Metern. Ihre am Rand und am Kiel schneidend rau-gezähnten Blätter können zu Verletzungen führen. Die Rote Liste führt sie als „gefährdet“.

Ein anderer, besonderer Vertreter der Moor-Fauna stellen die Torfmoose (Sphagnum spec.) dar. Die wurzellosen Pflanzen sind maßgeblich an der Torfbildung in Mooren beteiligt und können das Zwanzigfache ihres Gewichtes an Wasser aufnehmen. Weltweit gibt es mehrere hundert Torfmoos-Arten, deren Artbestimmung schwierig und oft nur unter dem Mikroskop möglich ist. Viele Arten gelten als gefährdet oder stark gefährdet. Neben dem Darß/Vordarß kommen sie auch auf dem Bug und dem Gellen in der Kernzone des Nationalparks vor.
 

Auf den nährstoffarmen Moorböden hat auch das Braune Schnabelried (Rhynchospora fusca) sein Hauptvorkommen. Das Sauergrasgewächs ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen bis zu 30 Zentimetern erreicht. Zerstörung seines Lebensraumes, Eutrophierung und Verbuschung der Standorte und das Fehlen von Störstellen auf nassen und flachen Torfbereichen bedrohen die stark gefährdete Pflanze. Auf Hiddensee findet die auch Rotbraune Schnabelbinse genannte Pflanze gute Wuchsbedingungen vor.

Sumpfschwertlilien blühen gelb © Martin Harms
In nassen Partien im Oster- und Darßwald blühen im Juni die Sumpfschwertlilien.

In nassen Partien im Oster- und Darßwald wachsen Sumpfschwertlilien (Iris pseudacorus) und sorgen im Mai und Juni für gelbe Farbtupfer. Im Juni verwandelt die Wasserfeder (Hottonia palustris) Moorgewässer in einen zartrosa Blütenteppich. An den feuchten Standort ist auch die Moorbirke (Betula pubescens) – Baum des Jahres 2023 – perfekt angepasst. Wie ihr lateinischer Name „pubescens“ (behaart) verrät, sind die jungen, rotbraunen Triebe der Moorbirke, im Unterschied zur Sand- oder Hängebirke (Betula pendula), mit Härchen besetzt. Die Äste der Moorbirke hängen auch nicht wie bei der Sandbirke, sondern stehen aufrecht oder waagerecht ab. Spezielle Insektenarten, wie seltene Blatt- und Rüsselkäfer oder auch Moorbirken- und Moorbreitrüssler, sind auf sie angewiesen.