Die Möwen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Lautstark und immer präsent

Wir kennen Möwen auch aus dem Binnenland oder sogar aus unseren Großstädten. Sobald Wasser und ausreichend Nahrung in der Nähe zu finden sind, werden sie schnell sesshaft. Ihr eigentlicher Lebensraum sind die Küsten. Hier brüten sie in großen Kolonien und sind mit ihren lauten Rufen schnell auszumachen.

Silbermöwen © Jürgen Reich
Silbermöwen

Perfekt angepasst

Die größten Möwenkolonien im Nationalpark befinden sich auf den als Küstenvogelbrutgebiete geschützten Inseln und Halbinseln. Es gibt größere Kolonien von Lach-, Silber- und Sturmmöwen (Larus ridibundus, - argentatus, - canus). Zuweilen ziehen diese Kolonien von Insel zu Insel um. Das ist für diese mobilen Vögel, die daran angepasst sind, neu entstehendes Land zu besiedeln, völlig normal.

Für ziehende Möwen aus dem baltischen Raum ist die Vorpommersche Boddenlandschaft ein Durchzugsgebiet.

Möwen gehören zu den Allesfressern, weshalb sie auch gern mal Parpierkörbe oder die Taschen der Strandbesucher plündern. Sie fressen vor allem tierische Nahrung wie Fische, Krebstiere und Weichtiere, machen aber auch vor Aas nicht halt. Damit erfüllen sie eine wichtige Funktion als Gesundheitspolizei. Manche Arten plündern auch Nester anderer Vögel. Die kleineren Möwen, wie die Lachmöwe, bereichert ihren Speiseplan zudem mit Würmern und Insekten.

Möwen trinken Meerwasser. Das damit aufgenommene Salz sammeln sie mittels paarigen Salzdrüsen im Bereich der oberen vorderen Schädelfront und scheiden es über die Nasenlöcher wieder aus.

ACHTUNG! Füttern Sie bitte keine Möwen. Das Brot quillt im Magen der Tiere auf. Wenn Möwen zudem ihre Jungtiere damit füttern, fehlen denen wichtige Nährstoffe für eine optimale Entwicklung.

Lachmöwe mit Fisch am Wasser © Nationalparkamt
Lachmöwe mit Fisch am Wasser

Lachmöwe


Die kleinste unter unseren heimischen Möwenarten hat einen markanten dunklen Kopf. Aber Achtung! Nur von Anfang März bis in den Juli hinein ist dieses auffällige Erkennungsmerkmal sichtbar. Die restliche Zeit über ist auch ihr Kopf weiß mit einem kleinen Punkt dort, wo man ein Ohr vermuten würde. Auch färben sich die Tiere erst ab dem 3. Jahr so charakteristisch.


Die ersten Vögel kehren bereits Ende Februar an die Brutplätze zurück. In den Kolonien, die sich in Sümpfen, Mooren oder auf Dünen befinden, herrscht reges Treiben und die Balz besteht aus charakteristischen zeremoniellen Bewegungen und Scheinattacken. Das Nest wird von beiden Partnern aus Schilf, Gräsern und Wurzeln errichtet – die älteren Vögel bauen dabei im Inneren der Kolonie, während die Jüngeren, die später den Nistplatz erreicht haben, einen Platz am Rand der Möwensiedlung finden müssen.
 

Die Lachmöwe ist eine der bekanntesten Bewohner unserer Küste und kann leicht am Strand beobachtet werden. Doch der Schein trügt: Kaum eine andere Vogelart hat einen so deutlichen Bestandsrückgang erlitten. Durch verbesserte Nahrungsbedingungen und den Schutz der Brutkolonien nahmen die Bestände bis zur Mitte des 20. Jhd. noch zu. Seit Ende der 80er Jahre ist dieser Trend jedoch negativ. Auch in den Küstenvogelbrutgebieten des Nationalparks sind die Bestandsänderungen deutlich sichtbar: Von ehemals 15.000 Brutpaaren im Jahr 1990 konnten in den vergangenen Jahren nur noch zwischen 1.000 und 2.000 Brutpaare beobachtet werden. Die Besiedlung traditioneller Brutgebiete, wie z. B. die der Insel Heuwiese, ist zudem komplett erloschen. Einzig die Inseln Kirr und Barther Oie werden von den zierlichen Vögeln noch besiedelt.


Dass die Lachmöwe sowohl im Binnenland als auch an der Küste so selten geworden ist, hat verschiedene Gründe. Einer ist mit Sicherheit die Veränderung der Landwirtschaft und der Küstenfischerei und der damit einhergehende Mangel an Jungvogelnahrung. Auch haben besonders Fuchs, Mink und Wildschwein zu einer Abnahme des Lachmöwenbestandes beigetragen. Bis zum Jahr 2010 war der Bestand in Mecklenburg-Vorpommern um mehr als 50 % zurückgegangen, weshalb sie den Gefährdungsgrad 3 nach Roter Liste erhielt (gefährdet). In der aktuellen Roten Liste von 2014 steht die Lachmöwe in der Vorwarnliste (Rote Liste M-V 2014). In den geschützten Küstenvogelbrutgebieten des Nationalparks findet die Lachmöwe wichtigen Lebensraum.


Über die Herkunft des Namens wird gestritten. Die einen meinen, die Lachmöwe hat ihren Namen von ihrem Ruf, der entfernt an ein Lachen erinnert. Andere wieder sagen, der Name kommt von Lache – den flaschen Wasserflächen, in denen sich Lachmöwen gerne tummeln.

© Jürgen Reich

Silbermöwe


Silbermöwen sind gut an den grauen Flügeldecken und rosafarbenen Beinen erkennbar. Der gelbe Schnabel hat einen roten Punkt am vorderen untern Teil. Häufig sehen wir am Strand die braun gesprenkelten Jungtiere, die von den Eltern noch lange gefüttert werden. Silbermöwen betteln sehr gerne Strandbesucher an. Werden sie gefüttert, entwicklen sich die schlauen Tiere schnell zu Picknick- oder Eisdieben.

Mantelmöwe


Die Mantelmöwe hat wie die Silbermöwe rosafarbene Beine und einen gelben Schnabel mit einem roten Punkt. Ihre Flügeldecken sind jedoch viel dunkler gefärbt, als die der Silbermöwen. Zudem ist sie die größte Möwenart in Europa. Daher jagt sie auch kleineren Möwenarten oft ihre Beute ab. Diese junge Mantelmöwe – gut am gesprenkelten Kopf erkennbar – hat einen Fischkadaver gefunden.