Die Seeadler im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Steckbrief Seeadler

Wohnsitz in sicherer Höhe

Zum Horstbau brauchen die Seeadler unbedingt alte und im wahrsten Sinne des Wortes “herausragend” hohe Bäume. Diese finden sich in forstlich bewirtschafteten Gebieten eher selten. Die naturnahen Wälder des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft bieten für Seeadler ideale Brutbedingungen. Schon geringe Störungen an den Brutplätzen können zum sofortigen Brutabbruch führen. Respektieren Sie daher unbedingt das Wegegebot in den Kernzonen.

Bis Mitte des 19. Jhd. war der Seeadler noch sehr häufig in Deutschland. Ab 1850 führten jedoch direkte Bejagung, Entnahmen von Eiern, Vernichtung des Lebensraums und Vergiftung mit Pestiziden zu enormen Bestandseinbrüchen im gesamten Verbreitungsgebiet. Um 1910 gab es in Mecklenburg, Vorpommern und Brandenburg zusammen kaum mehr als 15 Brutpaare. Erst ab Mitte der 70er Jahre konnte sich der Seeadler-Bestand in Mitteleuropa durch Horstbewachung und das Verbot des Insektizids DDT wieder erholen. Ein weiteres Problem ist die Jagd mit bleihaltiger Munition, denn Seeadler fressen auch Aas.

Heute gibt es deutschlandweit wieder weit mehr als 600 Brutpaare. Knapp die Hälfte davon ist in Mecklenburg-Vorpommern heimisch.

Gerangel in der Luft

Der König der Lüfte beeindruckt nicht nur durch seine Größe. Teilweise im Dezember, meist jedoch ab Ende Januar können Sie spektakuläre Balzflüge der Tiere beobachten. In großen Höhen fallen dabei die Männchen die Weibchen im Sturzflug an. Diese drehen sich dann auf den Rücken und wehren die Attacke mit ihren Fängen ab.

Nach dem Nestbau legt das Weibchen 1 - 2 weiße Eier, welche es 35 - 40 Tage meist allein ausbrütet. Die geschlüpften Küken werden zunächst von der Mutter mit Beute gefüttert, die das Männchen heranträgt. Nach 4 - 5 Wochen sind die Jungen in der Lage, das Futter direkt vom Vater anzunehmen. Die Jungadler bleiben 80 - 90 Tage im Nest und betteln auch nach dem Verlassen des Horstes noch rund 5 Wochen nach Verpflegung. Erst mit 5 - 6 Jahren sind sie fähig, eine eigene Familie zu gründen.

Gefährlicher Jäger

Auf Ostsee und Bodden kann der Seeadler zum gefährlichen Jäger werden. In pfeilschnellem Flug stößt er hinab, um schwimmende Vögel zu ergreifen. Oft tauchen die Enten schnell weg, aber zu einer erfolgreichen Flucht vor dem Seeadler gehört mehr. Denn der wartet einfach, bis die verfolgte Ente wieder auftaucht und vollführt den Jagdangriff von Neuem. Solche Jagden können über eine halbe Stunde andauern. Am Ende zieht die erschöpfte Ente oft den Kürzeren. Meist erbeutet der Seeadler die schwachen oder kranken Tiere und erfüllt damit eine wichtige biologische Funktion zur Gesunderhaltung der Populationen.

Im Allgemeinen jagen Seeadler nach dem Motto "je weniger Aufwand bei der Nahrungssuche, desto besser". Daher verschmähen sie auch Aas nicht.

Oft sind Seeadler im Nationalpark bei ausgiebigen Ruhepausen auf einem Pfahl oder einer ungestörten Sandbank zu beobachten. Eine richtige Ruhepause ist es nicht, denn der Adler beobachtet seine Umgebung genau. Wenn sich irgendwo eine günstige Gelegenheit zum Beutemachen bietet, dann fliegt er auf und nutzt seine Chance. Aber auch diese besteht oft genug nur darin, einem anderen, kleineren Greifvogel oder einem Seevogel die bereits geschlagene Beute abzujagen.

Hätten Sie's gewusst?

• Der wissenschaftliche Name albicilla bedeutet “Weißschwanz”! Achten Sie darauf, dann können Sie auch die Jungadler erkennen. Diese haben einen braunen Schwanz.
• Die Vögel nutzen die Nester teilweise mehrere Jahre hintereinander und bauen sie ständig aus, so dass riesige Horste entstehen können!
• Seeadler sind ständige Überwinterer im gesamten Küsten- und Boddenbereich!
• Seeadler können bis zu 40 Jahre alt werden!