Die Seeschwalben im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Blitzschnelle Stoßtaucher

Seeschwalben werden vom Laien oft mit Möwen verwechselt. Wer jedoch genau hinschaut, wird erkennen, dass Seeschwalben viel zarter sind und wesentlich spitzere Flügelenden haben. Auf Jagd nach kleinen Fischen gehen sie in den Sturzflug. Mit großer Geschwindigkeit stürzen sie sich aus luftiger Höhe ins Wasser.

Brandseeschwalben am Nest © Jürgen Reich
Brandseeschwalben am Nest

Koloniebrüter auf den Inseln


Die größten Seeschwalbenkolonien im Nationalpark befinden sich auf den als Küstenvogelbrutgebiete geschützten Inseln und Halbinseln. Es gibt größere Kolonien Zwerg-, Fluss- und Brandseeschwalben (Sternula albifrons, Sterna hirundo, - sandvicensis). Zuweilen ziehen diese Kolonien von Insel zu Insel um. Das ist für diese mobilen Vögel, die daran angepasst sind, neu entstehendes Land zu besiedeln, völlig normal.

Für ziehende Seeschwalben aus dem baltischen Raum ist die Vorpommersche Boddenlandschaft ein Durchzugsgebiet. Zur Zugzeit sind regelmäßig kleinere Trupps von Raubseeschwalben (Hydroprogne caspia) oder größere von Fluss- und Brandseeschwalben zu beobachten.

Zwergseeschwalbe im Anflug auf ihr Nest. Die Eier liegen gut getarnt zwischen Steinen am Strand. © Jürgen Reich
Zwergseeschwalbe im Anflug auf ihr Nest. Die Eier liegen gut getarnt zwischen Steinen am Strand.

Zwergseeschwalbe – klein und gut getarnt
 

Sie ist die kleinste und bei uns seltenste Seeschwalbe. Beim Nestbau gibt sie sich keine große Mühe. Das Weibchen tieft mit dem Körper im Sand einfach eine Nistmulde aus und legt zwei bis drei ockerfarbene, dunkelbraun gefleckte Eier hinein. Nach rund 3 Wochen Brutzeit schlüpfen die Jungen. Sie können sofort umherlaufen, bleiben aber meist in Nestnähe und werden wochenlang von den Altvögeln gefüttert. Beim Schlüpfen sind die Jungen an Rücken und Kopf mit einem gelbbraunen Flaum bedeckt, der schwarze Tupfen aufweist. Durch diesen Flaum sind sie in der natürlichen Umgebung sehr gut getarnt. Bei Gefahr hocken die Küken regungslos zwischen Steinen und Vegetation und sind dann fast unauffindbar.

Darum ist es so wichtig, dass wir die Strandabschnitte der Kernzonen des Nationalparks nicht betreten. Nicht nur Seeschwalben und Watvögel brüten hier, viele Entenvögel, Kormorane und die Seeadler nutzten diese Strände für ausgedehnte Verschnaufpausen.

Im Nationalpark kann der kleinsten Seeschwalbe der Welt bei ihren akrobatischen Jagdflügen zugesehen werden. Die Vögel sind optisch orientierte Stoßtaucher, d. h. die Nahrung wird im Rüttelflug angepeilt und dann senkrecht ins Wasser stoßend erbeutet. Pfeilschnell stoßen sie dabei ins Wasser und jeder vierte Tauchgang ist erfolgreich. Der so gefangene Fisch hängt meist mit dem Kopf nach links aus dem Schnabel, denn die Seeschwalbe ergreift den fliehenden Fisch in der Regel von oben mit einer rasanten Rechtsdrehung.

Brandseeschwalbenpaar beim Austausch von Geschenken © Jürgen Reich
Brandseeschwalbenpaar beim Austausch von Geschenken

Brandseeschwalbe
 

Brandseeschwalben sind gut an ihrem schwarzen Federschopf und dem schwarzen Schnabel mit der kleinen gelben Spitze zu erkennen. Diese Seeschwalbenart schließt sich zur Brut zu großen Kolonien zusammen. Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sind die Salzgrasinseln dafür bestens geeigent, weil der Mensch hier keinen Zutritt hat.

Flussseeschwalben im Flug - wie alle Seeschwalben gut an den spitzen Flügeln von Möwen zu unterscheiden © Jürgen Reich
Flussseeschwalben im Flug - wie alle Seeschwalben gut an den spitzen Flügeln von Möwen zu unterscheiden

Flussseeschwalbe
 

Die eleganten Flieger brüten in Kollonien – am liebsten auf Kiesstränden. Auch im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sind sie heimisch. Wenn nötig fliegen sie schon mal größere Strecken, um an guten Futter-Fisch zu gelangen. Klare Gewässer sind eine Voraussetzung für diese in Deutschland stark gefährdete Art.

Die Raubseeschwalben sind die größten Seeschwalben bei uns. Sie kommen nur im Durchzug vor und sind sehr gut am sehr großen roten Schabel erkennbar. © Jürgen Reich
Die Raubseeschwalben sind die größten Seeschwalben bei uns. Sie kommen nur im Durchzug vor und sind sehr gut am sehr großen roten Schabel erkennbar.

Raubseeschwalbe
 

Sie ist die größte unter den Seeschwalben und leider vom Aussterben bedroht. An ihrem riesigen roten Schnabel ist sie gut zu erkennen. In der Boddenlandschaft ist sie nur auf der Durchreise. Raubseeschwalben brüten in der nordöstlichen Ostsee und ernähren sich hauptsächlich von Fisch, den sie aber oft anderen Vögeln abjagen. Eier, Jungvögel, Krebse und Insekten gehören ebenfalls zu ihrer Nahrung.