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Fotofallen knipsen nun auch in den Wäldern des Nationalparks Reh, Wildschwein, Hirsch und Co. In 11 Schutzgebieten setzen Forscher 782 Fotopunkte ein, um die Entwicklung der Wildtierpopulationen zu dokumentieren.

Bache mit Frischling © Klaus Haase
Bache mit Frischling

In einer ersten Phase des standardisierten Monitorings zählten Wissenschaftler der Universität Freiburg von 2019 bis 2020 in zehn deutschen Großschutzgebieten die Tiere des Waldes. Dafür verwendeten sie 643 automatische Wildtierkameras. Für ihre Berechnungen werteten die Wissenschaftler über 1,2 Millionen Bilder aus und ermittelten anschließend die Populationsdichten der Schutzgebiete mit statistischen Modellen. Dafür nutzten sie auch Künstliche Intelligenz (KI), um die große Menge an Daten auswerten zu können. Seit dem 1. Juni 2023 führen die Nationalparke das Monitoring fort, um die vorherigen Messergebnisse mit den aktuellen Beständen zu vergleichen. Mit von der Partie ist diesmal auch der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Über den Darß- und Osterwald verteilt, wurden Wildtierkameras abseits der Wege installiert, um genauere Kenntnis über den Wildbestand zu erlangen.

Das Fotofallenmonitoring ist Teil eines kürzlich abgeschlossenen F & E-Vorhabens, welches durch das Bundesamt für Naturschutz gefördert wurde und ein Monitoring für die Huftierpopulationen und deren Einfluss auf die Umwelt entwickeln sollte. Mit Hilfe des Monitorings soll es in Zukunft möglich sein, schutzgebietsübergreifend Zusammenhänge zwischen den Populationsgrößen und der Wirkung der Huftiere auf ihr Ökosystem zu erkennen. Nur so kann ein sinnvolles Management der Bestände von Rothirsch, Reh und Wildschwein erfolgen. „Das Monitoring der Huftierpopulationen ist ein entscheidender Teil des Managementprozesses in Schutzgebieten, da es wichtige Daten zur Entwicklung der Wildtierbestände liefert und als Grundlage, Rechtfertigung und Erfolgskontrolle für die Regulierung der Wildtierbestände dient“ sagt Projektleiter Prof. Dr. Marco Heurich, Professor für Wildtierökologie und Naturschutzbiologie an der Universität Freiburg.

Nachdem die ersten Daten ausgewertet wurden, beginnt nun die zweite Monitoringphase, um Entwicklungen der Wildtierbestände im Vergleich zum Stand der ersten Projektphase nachvollziehen zu können. „Seit dem 1. Juni sind bundesweit 782 Fotofallen in 11 Nationalparken im Einsatz, um die Bestände von Hirschen, Rehen und Wildschweinen zu erfassen“, erklärt Dr. Christian Fiderer, Projektkoordinator der Universität Freiburg. Begleitet wird das Projekt außerdem durch drei weitere Untersuchungsgebiete in Deutschland, der Schweiz und Rumänien, wobei insgesamt 1.159 Fotofallen zum Einsatz kommen. In einem Jahr können die Wissenschaftler dann sagen, ob die Bestände im Vergleich zur ersten Aufnahme zu- oder abgenommen haben.

„In diesem Umfang ist das Projekt zumindest in Europa bislang einzigartig“, sagt Heurich. Der Umfang des Projektes stellt die Wissenschaftler vor eine große Herausforderung. So werden im kommenden Jahr mehrere Millionen Bilder aus den Nationalparken erwartet, die alle einzeln ausgewertet werden müssen. Um den Überblick zu behalten, wurde eine Datenbank an der Universität Freiburg eingerichtet, auf der die Bilder hochgeladen werden können und auf der anschließend eine automatisierte Auswertung mittels KI stattfindet. „Ohne die KI wäre ein Projekt in diesem Umfang überhaupt nicht realisierbar“, so Fiderer.

Um den Schutz personenbezogener Daten der zufällig und abseits der Wege verteilten Kamerafallen müssen sich Nationalparkbesucher währenddessen keine Sorgen machen, denn die aufgenommenen Fotofallenbilder werden bei der Klassifizierung auch gleichzeitig automatisiert anonymisiert. Ein speziell entwickelter Algorithmus sorgt bei der Klassifizierung der Bilder dafür, dass Bilder von Menschen verpixelt werden bevor sie ein Mitarbeiter zu Gesicht bekommt.