Die Pilze, Flechten und Moose des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft
Pilze – ohne sie geht es nicht
Es gibt viele verschiedene Gruppen von Pilzen mit unterschiedlichen Funktionen im Ökosystem. Im Wald sind zwei Gruppen von Pilzen besonders wichtig. Zum einen gibt es die Pilze, die das Wachstum von Bäumen, Sträuchern und auch vielen anderen Pflanzen erst richtig ermöglichen. Die Mykorrhiza-Pilze sind um vieles feiner als die Wurzeln der Pflanzen, mit denen sie eine Symbiose eingehen. Das Wurzel-Pilz-Geflecht kann dadurch wesentlich mehr Wasser und Mineralien aufnehmen. Als Gegenleistung bekommen die Pilze Zucker geliefert, den sie nicht selber herstellen können.
Eine weitere wichtige Gruppe von Pilzen sind die sogenannten Zersetzer. Ist ein Baum geschwächt, geschädigt oder krank, dann beginnen die Pilze ihn von innen her "aufzulösen". Sie bauen die Bestandteile des Holzes ab, die die Stabilität erzeugen – Lignin und Cellulose. Braunfäulepilze begnügen sich mit dem Abbau der Cellulose, wogegen Weißfäulepilze Lignin und Cellulose abbauen. An der Farbe und Struktur von morschem Holz kann man gut erkennen, welche Pilzgruppe hier am Werk war. Zu den Zersetzern gehören auch diejenigen Pilze, die sich um Laub und Nadeln kümmern. Auch wenn an diesem Zersetzungsprozess noch wesentlich mehr Organismen beteiligt sind, die Pilze leisten wichtige Vorarbeit. Die Marone gehört zum Beispiel zu dieser Gruppe.
Die eigentlichen Pilze sind für uns oft unsichtbar. Das was wir in der Regel Pilze nennen sind nur die Fruchtkörper. Ein Teil von ihnen, wie der Buchenschleimrüpling (Bild) zeigt sich nur wenige Tage oder Wochen im Jahr. Andere, wie der Zunderschwamm, sind permanent zu sehen.
Flechten – eine Symbiose mit Mehrwert
Die Entstehungsgeschichte der Flechten beginnt vor rund 600 Millionen Jahren. Flechten sind eine Lebensgemeinschaft (Symbiose) aus Pilzen und Algen oder Cyanobakterien. Die Pilze "besorgen" Wasser und Mineralien, die Algen oder Bakterien produzieren dank ihrer Fähigkeit zur Photosynthese daraus den lebenswichtigen Zucker. Eine Win-Win-Situation also.
Weltweit gibt es rund 25.000 Flechtenarten. In Mitteleuropa sind es etwa 2.000. Ihr aussehen ist sehr verschieden. Mal "kleben" sie als flache Farbkleckse an Steinen oder Bäumen, mal bedecken sie wie die Rentierflechte (Bild) große Bereiche der Dünen. Andere wiederum hängen in den Bäumen oder bilden kleine Trichter aus. Genaues Hinschauen lohnt sich.
Vor allem auf den offenen Dünenstandorten im Nationalpark kommen einige sehr seltene Flechtenarten vor. Die beiden Strauchflechten Cetraria ericetorum und Cetraria nivalis sind hochgradig seltene Besonderheiten.
Bemerkenswerte Vorkommen zahlreicher Arten gibt es auch in Wäldern, vor allem dem Riegen-Reffen-Bereich des Darßwaldes. Ein Beispiel hierfür ist die Bartflechte (Usnea hirta), die in luftfeuchten Laubwäldern noch häufiger an Bäumen wächst. Die Übersehene Napfflechte (Parmeliopsis hyperopta) besiedelt luftfeuchte strandnahe Wälder.
Moose – gigantische Wasserspeicher
Rund 100 Millionen Jahre vor den ersten Bäumen entwickelten sich die Urmoose. Weltweit gibt es inzwischen mehr als 25.000 Arten, in Mitteleuropa um die 1.000. Wer aufmerksam durch die Wälder des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft geht, der wird auch hier viele verschiedene Moose entdecken.
Moose haben kein großes Wurzelsystem. Sie nehmen Wasser und die darin gelösten Mineralien einfach mit der gesamten Pflanzenoberfläche auf. Daher können sie so gut wie überall wachsen, sogar auf Steinen. Auch lange Trockenzeiten überstehen sie prima. Sie stellen dann einfach den Stoffwechsel ein und schrumpeln zusammen. Der nächste Regen oder Tau "erweckt" sie dann wieder. Auch im Speichern von Wasser sind Moose Meister. Bis zum 20fachen ihres eigenen Gewichtes können sie zulegen. Nach und nach geben sie das Wasser dann an ihre Umgebung ab. Waldboden, auf dem Moos wächst, ist daher viel länger feucht.
Eine weitere wichtige Funktion ist das Filtern der Luft. Staub und feine Partikel werden aufgefangen und daraus nach und nach fruchtbarer Boden produziert.
Besonders bemerkenswerte Moosbiotope im Nationalpark sind das Steilufer am Dornbusch, die Dünenheide mit dem Strandwallfächer und die küstennahen Altholzbestände des Darßwaldes. Hier wächst eine Reihe von im bundesweiten Maßstab sehr bemerkenswerten Arten. Alle aufzuzählen ist hier nicht möglich, aber als Beispiel sei das Laubmoos (Zygodon viridissimus var. stirtonii) genannt, das am Steilufer des Dornbuschs häufig vorkommt. Von dieser Art gibt es in Mecklenburg-Vorpommern nur zwei bekannte Wuchsorte. Auch das sehr seltene Hübsche Goldhaarmoos (Orthotrichum pulchellum) kommt am Steilufer des Dornbuschs vor. Beide Moose wachsen dort an der Borke von Sträuchern. In feuchten Senken der Dünenheide kommen das Lebermoos (Fossombronia foveolata) sowie das Laubmoos (Pohlia marchica) mit seinem einzigen Fundort in Deutschland vor.
Hier finden Sie eine Übersicht über die Moosflora des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft.