Hier lebe ich. Hier bist du Gast.

So lautet unser Jahresthema 2024. Wir wollen die Perspektive wechseln und den tierischen Bewohnern des Nationalparks eine Stimme geben. Nicht nur Rothirsche werden charmant daran erinnern, wie die zweibeinigen Gäste Natur erleben können ohne zu stören.

3 Weibliche Rothirsche in Dünenlandschaft mit Kiefern im Nationalpark Boddenlandschaft © Klaus Haase
Rothirsche (hier weibliche Tiere) finden in der offenen Dünenlandschaft ihren ursprünglichen Lebensraum.

Die Faszination der Küstenlandschaft, der Zauber der Naturphänomene lässt mitunter vergessen, dass wir Menschen uns hier im Zuhause der Tiere und Pflanzen bewegen und jedes Naturerleben auch Spuren hinterlässt. Oft sind diese für den Einzelnen gar nicht sichtbar, mal lässt der 100. Fehltritt den Meersenf verschwinden, mal reicht ein einziger unbedarfter Schritt, um das Gelege des Sandregenpfeifers zu zerstören oder Elterntiere zu verjagen, mal sieht der Seeadler aus einem Kilometer Entfernung die mögliche Gefahr und zieht seine Kreise eben woanders. „Wir wollen die Perspektive wechseln. Zum einen, damit unsere Nationalpark-Gäste wissen, wie sie die Natur erleben können ohne zu stören, zum anderen um Verständnis zu wecken für unsere Natur,“ begründet Gernot Haffner, Leiter des Nationalparkamtes Vorpommern, die Wahl des Mottos.
 

Viele Menschen wissen oder ahnen, was Tiere stört, vergessen es leider oder beherzigen es nicht. Was am Ende bewirkt, dass eine Art aus ihrem Refugium ganz verschwindet, lässt sich schwer ergründen. Bis eine Art zurückkehrt, können Jahre oder Jahrzehnte vergehen, sofern sie überhaupt wiederkommt. Nationalparke bieten Raum für ursprüngliche Natur, in denen genug Platz und auch Ungestörtheit da sein sollte für alle Arten der Strände, Dünen, Wälder, Moore und des Meeres.
 

So schön, so beliebt und ebenso so gut bereist sind die Nationalparks. Bis zu vier Millionen Besuche im Jahr zählt die Vorpommersche Boddenlandschaft. Der kleine Nationalpark Jasmund über eine Million. An Lieblingsorten ballen sich die Gäste. Die große Zahl der Naturfreund*innen in den Nationalparks führte in der Vergangenheit leider auch zu Schäden in Flora und Fauna. Häufig entstehen sie aus Unwissenheit oder einfach aus mangelnder Motivation, sich an bekannte einfache Regeln zu erinnern. Mitunter genügt ein kleiner Anstubser für ein „Aha“ oder „hatte ich vergessen“, damit es Sandregenpfeifer, Stranddistel oder der Eiligen Scheintarantel gut geht. In diesem Sinne werden sie uns übers Jahr in die Augen schauen und erinnern, dass wir nur Gast in ihrem Zuhause sind, zu Gast in ihren raren Rückzugsorten.