Vogelzähler*innen trotzen Wind und Wetter

Mitte Januar fand die jährliche internationale Wintervogelzählung der Wasservögel statt. Auch im Nationalpark waren Ranger*innen und ehrenamtliche Ornitholog*innen auf 37 Zählstrecken unterwegs. Nun liegen alle Zählergebnisse vor. Neben vielen gefiederten Stammgästen gab es zwei besondere Highlights.

Vier Zwergsäger auf einem Gewässer © Jürgen Reich
In diesem Jahr lag die Zahl der Zwergsäger (hier Männchen im Prachtkleid) mit 842 gesichteten Tieren ungewöhnlich hoch. Normalerweise werden ein- bis dreihundert Vögel am großen Zählwochenende Mitte Januar registriert.

In diesem Jahr fand die Zählung unter erschwerten Bedingungen statt. Ein anspruchsvoller Wettermix aus stürmischem Wind, Regen, Graupelschauern, andernorts Nebel und teilweiser Vereisung der Boddengewässer begleitete die Vogelbeobachter*innen am Zählwochenende. „Unter diesen Beobachtungsbedingungen ist es gestattet, auch vor oder nach dem Termin zu zählen, was einige nutzten, so dass unterm Strich wieder eine beachtliche Vogelschar erfasst wurde“, erzählt Norman Donner, Sachgebietsleiter für Flächenentwicklung und zuständig für das Vogelmonitoring im Nationalpark.
 

Besonders im Winter halten sich viele Rastvögel entlang der Küste auf. An den Stränden, entlang des Boddens sowie den Küsten Hiddensees und Westrügens wurden in diesem Jahr 61 Vogelarten in der Zählung erfasst. Dabei wurden natürlich nicht nur Wasservögel notiert, sondern auch andere Wintergäste, wie die Schneeammer. Die ersten Plätze gehen wieder an den Höckerschwan mit fast 10.000 Exemplaren und die Stockente mit über 8.000 Individuen. Passend zur Jahreszeit folgen ihnen Berg- und Reiherente, die in großer Anzahl auf den Küstengewässern überwintern, solange eine Vereisung ausbleibt.
 

Auch die Rufe von 919 Singschwänen, die typische Akustik der Winterwasservogelzählung, waren vielerorts zu vernehmen. Ungewöhnlich hoch lag in diesem Jahr die Anzahl der Zwergsäger mit 842 Vögeln im Nationalpark. Normalerweise werden zwischen ein- bis dreihundert Exemplare dieser in Nordeuropa und -asien beheimateten Vogelart gezählt. Ein Effekt des insgesamt zu warmen Winters könnte auch die hohe Anzahl von 32 Austernfischern im Januar bei uns sein. Allein am Prerower Nordstrand zählte Rangerin Heike Lawrenz einundzwanzig Austernfischer. „So viele habe ich hier im Winter noch nicht gesehen. Das waren Jungvögel vom Vorjahr“, erzählt sie über den prächtigen Watvogel, der auch im Nationalpark brütet. Besondere Hingucker waren je ein Trauerschwan im Bodden bei Zingst und ein Tordalk auf der Ostsee.
 

Trotz der schwierigen Zählbedingungen wurde auf der Ostsee auch wieder der Seevogel des Jahres, der Sterntaucher, entdeckt. Insgesamt sahen Vogelgucker*innen am Zählwochenende 39 Exemplare. Mit in Summe 45.600 Individuen wurden jedoch vergleichsweise weniger Vögel als in den Vorjahren registriert, was vor allem an den schlechten Sichtbedingungen während der Zählungen lag.
 

Die Ergebnisse der Mittwinter-Wasservogelzählung fließen nun mit nationalen und internationalen Daten zusammen und bilden eine wichtige Grundlage für die Bestandsüberwachung aller Wasservogelarten. So können Veränderungen und Entwicklungen in Überwinterungsgebieten verfolgt werden, die zum Schutz von wichtigen Gewässern für rastende und überwinternde Wasservögel beitragen.