Renaturierung Sundische Wiese Ostzingst

Baubedingte Einschränkungen
Aktuelle Informationen zu Einschränkungen während des Baugeschehens
Kernanliegen Küstenschutz
Ein neues Sturmflutsystem für den Ostzingst sichert seit September 2013 den Schutz der Küsten und ihrer Bewohner. Seitdem verläuft ein neuer Seedeich nahezu mittig über den gesamten Ostzingst. Er verhindert großräumig den Zustrom von Ostseewasser in die Bodden und schützt somit Boddendörfer vor Hochwasser. Nördlich und südlich des Deiches wurde es möglich, der natürlichen Küstendynamik und Überflutungen Raum zu geben. Die Renaturierung dieser Flächen ist ein Ausgleich dafür, dass das schützende Bauwerk auch einen großen Eingriff in die Natur des Nationalparks bedeutete. Beides, Deichbau und Renaturierung, wurden fester Bestandteil eines großen Komplexvorhabens in Regie des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern (StALU VP).
alle Veröffentlichungen und Dokumente des StALU VP zum Sturmflutschutz und Renaturierung Ostzingst
Der nördliche Ostzingst – Moor-Wildnis entsteht
Im Jahr 2018 wurde im ersten Schritt zur Renaturierung der alte Seedeich im Norden der Sundischen Wiese an 5 Stellen geschlitzt. Dadurch kann Ostseewasser das etwa 309 Hektar große Gebiet überströmen. In der Folge einsteht ein Mosaik aus Strandseen, Mooren, Röhrichten und Wäldern. Versumpfungs- und Vermoorungsprozesse gehen hier einher mit dem Absterben des bisherigen Waldbestandes. Nach und nach findet eine neue, standortangepasste Vegetation ihren Platz.
Zurück gebaut
… wurden im Jahr 2019 im Zuge eines weiteren Teilprojektes ein boddenseitiger Anleger und der dazu gehörige Vorlanddamm. Diese Flächen hat sich die Natur bereits zurückgeholt.
Der südliche Ostzingst – Salzwiesenlandschaft mit Prielen und Weideflächen
In einem zweiten großen Renaturierungsschritt werden 4 Schöpfwerke zurück gebaut und wird der Boddendeich an fünf Stellen auf einer Breite von ca. 100-150 Metern geschlitzt. Damit entstehen natürliche Überflutungsverhältnisse für ein etwa 850 Hektar großes Gebiet. Sie sind notwendig, damit hier wieder Küstenüberflutungsmoore mit Salzwiesen entstehen können. Diese seltene Vegetationsform ist nach EU-Naturschutzrecht geschützt und Lebensraum für brütende und rastende Küstenvögel. Salzwiesen erfordern zudem eine Beweidung. Damit auf den Flächen Rinder weiden können, müssen sowohl eine Infrastruktur zur Versorgung der Tiere als auch Rückzugsflächen für Hochwassersituationen geschaffen werden.
Die Baumaßnahmen hierfür begannen im Herbst 2023 mit vorbereitenden Arbeiten. Unter Beachtung des Vogelschutzes beschränkt sich das Baufenster auf die Monate Juli bis Februar. Starke Kampfmittelbelastung des gesamten Gebietes bedingte Verzögerungen in der Planungsphase und ist auch in der Umsetzung der Maßnahme ein bedeutender Faktor. Bis zum Dezember 2026 werden nun in drei Baufenstern die Arbeiten auf der Südfläche erfolgen. Ein Monitoring dient der Erfolgskontrolle.
Bauphase vom November 2023 bis 01.03.2024
Im Frühjahr 2024 wird am Steinlagerplatz eine Brechanlage aufgestellt. Dort werden Steine sortiert und zu Schotter verarbeitet und anschließend bis zum Verbau zwischengelagert.
Weitere Maßnahmen:
- Materiallieferung, Entsorgung Altlasten (Bodendepots Schäferei)
- Gehölzschnitte
- Herstellen der Baubehelfe und Baustraßen
- Einrichten der Baustelle und Räumstelle
- Errichten eines Schwalbenturms
- Abtrag des Boddendeiches bei der Aussichtsplattform
Bauphase vom 01.07.2024 bis 28.02.2025
Nach Fertigstellung erfolgt die Freigabe zur Beweidung.
Maßnahmen:
- Bau von 14 Durchlässen, 3 Horizontalbrunnen,
- Grabenneubau und Grabenverfüllungen,
- Anlegen von Weidewegen und Furten,
- Rückbau der Schöpfwerke Pramort und Osthof,
- Schlitzung von mindestens 2 Deichabschnitten
- Errichtung von 6 Hochwasserschutz-Flächen
Bauphase vom 01.07.2025 bis 28.02.2026
Nach Fertigstellung erfolgt die Freigabe zur Beweidung.
Maßnahmen:
- Bau von 14 Durchlässen, 3 Horizontalbrunnen,
- Grabenneubau und Grabenverfüllungen,
- Anlegen von Weidewege und Furten,
- Rückbau der Schöpfwerke Mittelhof, Südhof und des Durchlasses Kavelnhaken
- Schlitzung von mindestsens 3 Boddendeich-Abschnitten,
- Rückbau Boddendeich Kavelnhaken auf eine Länge von 950m
- Errichtung von 6 Hochwasserschutz-Flächen
Bauphase vom 01.07.2026 bis 31.12.2026
Maßnahmen:
- Teilrückbau und Instandsetzung der Gemeindestraße nach Pramort,
- Teilrückbau der Zufahrtsstraße ehemaliger Anleger,
- Errichten von Tor- und Schrankenanlagen für die Deichzufahrten,
- Erneuerung des Hauptdurchlasses zur Nordfläche,
- Rekultivierung der Lagerflächen bei der Schäferei
Zur Historie des Ostzingst
Neuland - vor über 800 Jahren
Ursprünglich formten hier Wasser und Wind den Sand um einen Inselkern. In Prielen durchzog Salzwasser das flache Land. Ähnlich den Werderinseln heute, bestimmte ein Mosaik aus Dünen, Röhrichten und Rasengesellschaften die Landschaft. In den feuchten Senken bildeten sich Moore.
Die Schwedischen Matrikelkarten (um 1692) zeigen Siedlungen und eine Offenlandschaft mit kleinen lichten Wäldern.
Mit dem Bau von Gräben und eines Windschöpfwerkes begannen erste Entwässerungen der nassen Wiesen. Extensive Landwirtschaft aus Äcker und Wiesen und mehrere Bauernhöfe prägten lange Zeit das Bild der Sundischen Wiese.
Neben der zunehmenden Intensivierung der Entwässerung und landwirtschaftlichen Nutzung seit den 60er-Jahren beeinflusste die Historie als militärisches Übungsgebiet die Entwicklung der Landschaft.
- 1937-1945 Jahre Militärisches Übungsgebiet
- 1945 Schießplatz der Kasernierten Volkspolizei
- ab 60er-Jahren militärisches Sperrgebiet und Übungsbebiet für das in Zingst stationierte Flak-Raketen-Regiment der NVA
- seit 1957 Hohe Düne / Bock Naturschutzgebiet
- seit 1978 Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung
- 1960/70er-Jahre Komplexmelioration, Errichtung von Boddendeich und Schöpfwerken, intensive Grünlandwirtschaft
- 1990 Nationalparkgründung
- 1992 Schießplatz Zingst wird geschlossen, weiterhin Entwässerung und extensive Weidewirtschaft